Soziales

Kontaktgruppe Asyl mit Kritik an Gemeinschaftsunterkünften

8. Dezember 2016 - 00:48 Uhr

Mit einem offenen Brief hat sich vor zwei Wochen die Kontaktgruppe Asyl (KoGA) an die Mitglieder des Dresdner Stadtrates und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) gewandt. Darin kritisiert der Verein die Pläne der Stadt, die bereits für die Unterbringung von über 3.500 geflüchteten Menschen vorgesehenen Wohnungen nun doch nicht zu mieten. Stattdessen sollen die Menschen weiter in den bisher genutzten Gemeinschaftsunterkünften wohnen bleiben. Während bislang „ein erfreulich hoher Anteil“ der Geflüchteten in Dresden dezentral untergebracht werden konnte, befürchtet der Verein künftig Probleme für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt.

Im Unterschied zur dezentralen Unterbringung bewohnen in den Gemeinschaftsunterkünften derzeit vier oder sogar mehr ein gemeinsames Zimmer, was nicht nur die Privatsphäre massiv einschränkt, sondern gerade auch die psychische Situation der Bewohnerinnen und Bewohner sowie ihre Möglichkeit, soziale Kontakte oder ein gesundes Familienleben zu pflegen, stark einschränkt. Die Kontaktgruppe befürchtet auf Grund der durch Ungewissheit und Perspektivlosigkeit sowieso schon angespannten Situation eine Zunahme von Konflikten. Erschwerend kommt hinzu, dass den nach Deutschland geflohenen Menschen in den Unterkünften häufig ein wesentlicher Teil ihres Lebens genommen und die persönliche Freiheit stark eingeschränkt wird.

Weiter erinnerten sie in ihrem offenen Brief Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Die Linke) an ihr Ziel, dafür zu sorgen, dass „Asylsuchende in der Nachbarschaft und den Betrieben ankommen“. Zugleich erinnerten sie an die Ergebnisse aus einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung, wonach eine dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden „deren Integration in den örtlichen Alltag“ erleichtert. Zudem würde das „niedrigschwellige ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge in einem nachbarschaftlichen Rahmen und auch die Bereitstellung kommunaler Angebote“ dadurch begünstigt werden.

Kritik gibt es auch an der fehlenden Unterstützung von geflüchteten Menschen durch das Sozialamt nach einer Anerkennung: „Viele Menschen fühlen sich bei der Wohnungssuche allein gelassen. Die vom Sozialamt angebotenen Wohnungen befinden sich meist in Prohlis oder Gorbitz, Stadtteile in denen viele Geflüchtete aufgrund der Ablehnung, die sie dort sehr häufig erfahren, nicht leben möchten. Flüchtlingssozialarbeiter*innen können zum einen wegen des zu hohen Betreuungsschlüssels und zum anderen, da sie nach der Anerkennung nicht mehr zuständig sind, in den meisten Fällen nicht weiterhelfen. Ehrenamtlich tätige Initiativen sind mit dem großen Bedarf an Unterstützung bei der Wohnungssuche überfordert.“

Zugleich sieht der Verein angesichts der derzeit rückläufigen Zahl von Asylsuchenden die Möglichkeit, „menschenwürdigere Mindeststandards“ einzuführen, um damit beispielsweise die Möglichkeit eines „geschützten privaten Rückzugraumes“ sicherzustellen. So fordert die Kontaktgruppe mit Ausnahme von Familien und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen eine auf ein Jahr beschränkte Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, die mit einer Doppelbelegung der Zimmer und Kochmöglichkeiten einhergehen sollte. Außerdem appellierten sie an die Politik, den Betreuungsschlüssel zu erhöhen und den aktuellen Bestand an Sozialwohnungen auch in anderen Vierteln aufzustocken.


Veröffentlicht am 8. Dezember 2016 um 00:48 Uhr von Redaktion in Soziales

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