Soziales

Bitte weiterfahren – Antiromaismus in Dresden

5. Mai 2022 - 09:37 Uhr

Wie das „roma antidiscrimination network“ (RAN) berichtete, ereignete sich am 8. April ein Fall von Antiromaismus am Dresdner Hauptbahnhof. Der Gruppe zufolge wurde eine Gruppe Rom*njas, die vor dem Krieg in  der Ukraine geflohen war, von Beamt:innen der Bundespolizei Sachsen nicht aus dem Zug gelassen. Eine Erklärung für den unverhohlenen Rassismus lieferte die Polizei auch auf Nachfrage nicht.

Was war Geschehen? Am 8. April wollte die Dresdner „Gruppe gegen Antiromaismus“ (GgA) nach Hamburg fahren, um sich am „Welt-Roma-Tag“ einer Demonstration gegen die Entrechtung, die Diskriminierung und den Rassismus gegenüber Rom*njas anschließen. Am selben Tag sollten vier Frauen und 13 Kinder mit dem Schnellzug aus Prag am Dresdner Hauptbahnhof ankommen. Die GgR stand zuvor mit Unterstützer:innen aus Prag in Kontakt, die aufgrund mangelnder Aufnahmekapazitäten in der tschechischen Hauptstadt die Menschen weiter nach Dresden vermittelte. Da die GgA an einem anderen Bahnhof den Zug nach Hamburg nehmen wollte, wurde die Bahnhofsmission darüber informiert, die Menschen in Empfang zu nehmen.

Kurz nach elf Uhr erfuhren die Unterstützer:innen durch einen Anruf aus Prag, dass die Gruppe nicht aus dem Eurocity gelassen wurde. Die Beamt:innen hätten den Frauen gesagt, sie sollten weiter „nach Berlin fahren“, wie das RAN berichtete. Das allerdings wollten die Frauen nicht, da sie bereits Absprachen mit Menschen in Dresden getroffen hatten. Die Situation lies die Betroffenen „verwirrt und verzweifelt“ zurück. Schließlich stiegen die Betroffenen nach kurzer Organisation eine Haltestelle später aus, wo sich zu diesem Zeitpunkt die Mitglieder der GgA befanden. Ein Mitarbeiter des Sächsischen Flüchtlingsrat (SFR) brachte die Gruppe anschließend zur Bahnhofsmission. 

Wieder am Hauptbahnhof angekommen, wurde bei der dortigen Bundespolizei der Grund erfragt, warum die Gruppe Frauen mit ihren Kindern nicht aussteigen gelassen wurde. Laut Informationen des „roma antidiscrimination network“ behaupteten daraufhin die anwesenden Beamten:innen, dass auf dem Zugticket Berlin als Zielort gestanden habe. Nach Aussagen des Mitarbeiter des Flüchtlingsrates, der daraufhin das Ticket der Frauen begutachtete, war dort jedoch Dresden als Zielort vermerkt. Der anschließende Versuch einer Kontaktaufnahme mit den diensthabenden Beamt:innen scheiterte jedoch.

Die GgA geht davon, dass die Familie am Aussteigen gehindert worden ist, weil sie Rom*nja seien. Es wäre nicht das erste Mal. Am selben Tag soll sich nach Informationen der Frankfurter Rundschau (FR) mit Berufung auf Informationen der Bundesvereinigung der Sinti und Roma (BVSR) ein ähnlicher Vorfall in einem ICE nach Kassel ereignet haben. Eine Bahnmitarbeiterin soll 34 aus der Ukraine geflüchteten Rom*nja unterstellt haben, sie seien keine aus der Ukraine geflüchteten. Menschen Ein Beamter soll zu den Rom*nja gesagt haben, sie würden jetzt „aussortiert“.

Wie einem Statement des Bundesromaverband e.V. zu entnehmen ist, häufen sich auch an der Grenze der Ukraine immer wieder Vorfälle von Diskriminierung gegenüber Rom*nja. „Sie werden nicht in Autos mitgenommen, Busunternehmen weisen sie ab. In den Ankunftsorten werden sie aus unerfindlichen Gründen von den “weißen” Ukrainer:innen separiert“, heißt es dazu in dem Statement. Bisher sei diese „besonders vulnerable Gruppe“ nicht in die Personengruppen einbezogen worden, die in der aktuellen Situation in den Ländern der Europäischen Union (EU) offiziell Schutz erhalten können.

Mehr als 400.000 Rom*nja leben in der Ukraine und waren schon vor Ausbruch des Krieges von struktureller Diskriminierung betroffen. Der Bundesromaverband e.V. geht davon aus, dass rund 20% von ihnen keine Papiere besitzen. Neben struktureller Diskriminierung kam es in der Vergangenheit auch immer wieder zu Angriffen von Nazis auf Unterkünfte von Rom*nja in der Ukraine.

Bild: vxla


Veröffentlicht am 5. Mai 2022 um 09:37 Uhr von Redaktion in Soziales

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