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Verfilmung von Bernard Schlinks „Der Vorleser“ ab 26.02.2009 im Kino

6. Januar 2009 - 19:50 Uhr - Eine Ergänzung

Ende Februar startet die Verfilmung des kontrovers diskutierten Buches „Der Vorleser“ des deutschen Autors Bernard Schlink. Der Roman setzt sich u.a. mit der Frage auseinander, wie die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg mit den Täterinnen und Tätern umgehen soll. Teile der Dreharbeiten mit Hollywood-Größen wie Kate Winslet und Ralph Fiennes fanden in in der ostsächsischen Stadt Görlitz statt.


Veröffentlicht am 6. Januar 2009 um 19:50 Uhr von Redaktion in Kultur, News

Ergänzungen

  • Auszug aus dem Artikel „Helden vor Hakenkreuzen“. Erschienen im Spiegel am 20.12.08:

    „Kritisch diskutiert wird in den USA immerhin über „Der Vorleser“, Stephen Daldrys Verfilmung des gleichnamigen Romanbestsellers von Bernhard Schlink (Deutschlandstart am 26. Februar). Die Geschichte handelt vom 15-jährigen Michael (David Kross), der im düster-grauen Heidelberg der späten fünfziger Jahre eine Affäre mit einer Frau von Mitte dreißig (Kate Winslet) beginnt. Die strenge Straßenbahnschaffnerin gibt ihm Sexunterricht, der Gymnasiast führt sie in die Welt der Literatur ein, wird zum Vorleser und rezitiert ihr beim Rendezvous die „Odyssee“.

    Jahre später steht die Schaffnerin vor Gericht, und ihr Ex-Liebhaber verfolgt den Prozess um die KZ-Wächterin, die in Auschwitz Juden für die Gaskammer selektierte. Michael, jetzt Jurastudent, ist fassungslos, schockiert – und kommt doch sein Leben lang nicht mehr von seiner ersten Liebe los. Sein Land entkrampft sich, es gibt Demonstrationen, Partys, und manchmal scheint sogar die Sonne. Doch der Vorleser schafft es nicht, mit der NS-Täterin zu brechen, er bespricht Audiokassetten mit ihren Lieblingsbüchern und schickt sie der Analphabetin in den Knast.

    Jahrzehnte später, das vereinigte Berlin, wieder düsteres Wetter, wieder Aufbauarbeiten nach dem Untergang einer Diktatur: Im Gefängnis kommt es zum Wiedersehen zwischen dem längst erfolgreichen Juristen und der KZ-Wächterin, die vor der Entlassung steht. Sie reicht ihm die Hand, er nimmt die Geste an, wenn auch nur für einen Augenblick.
    Ist das die Vergebung für ihre Verbrechen? Verharmlost der Film den Holocaust? „Der Vorleser“ zeigt die Baracken von Auschwitz in der Morgendämmerung, malerisch im Gegenlicht. Der Ort von Tod und Vernichtung wird zur fast abstrakten Kulisse stilisiert, deren Anblick statt Erschütterung nur noch gruseligen Schauer auslöst. Natürlich soll der Film auch verstören, aber bitte nicht zu sehr, denn „letzten Endes ist er vor allem ein großartiges Stück Unterhaltung“, wie Gary Faber von der Weinstein Company sagt, die den Film in den USA herausbringt.

    Dagegen schimpfte die „New York Times“: „Wer braucht einen weiteren Holocaustfilm, der uns zum Mitleid mit einer KZ-Wächterin auffordert?“ Der Film benutze „Kate Winslets anziehenden Körper, um Sympathien für eine abstoßende Figur zu wecken“, schrieb der einflussreiche Kritiker Charlie Finch über den Film.
    Sex und Nazis wagte Hollywood früher nur in Schmuddelfilmen wie „Ilsa – She Wolf of the SS“ (1975) zu vermischen, doch „Der Vorleser“ gilt nach vier Nominierungen für die Golden Globes nun auch als Oscar-Kandidat. In Filmen wie der Auschwitz-Saga „Sophies Entscheidung“ (1982) war die Liebesgeschichte noch Teil eines Holocaustdramas; in „Der Vorleser“ ist der Holocaust Teil eines Liebesdramas.“

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,597558,00.html

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