Markt der Kulturen: Freches aus Pirna
13. Mai 2009 - 17:15 Uhr - Eine Ergänzung
Seit 10 Jahren setzt die Aktion Zivilcourage im sächsischen Pirna einen starken Kontrapunkt zu Neonaziaktivitäten in der Sächsischen Schweiz. Alljährlicher Höhepunkt ist der Markt der Kulturen auf dem Marktplatz Pirnas – auch mit Provokativem im Sortiment. Diesmal, am Samstag den 16. Mai, treten Bands wie Apparatschik und die ‚Prague Ska Conspiracy‘ kostenlos auf dem Marktplatz auf, außerdem gibt es ein Streefußballturnier der Toleranz.
Die Aktion Zivilcourage organisiert zusammen mit der Stadtverwaltung Pirna und vielen anderen Partnern, der Unterstützung unzähliger ehrenamtlicher Helfer, Mitwirkender, Spender und Förderer auch in diesem Jahr wieder das bunte Fest, das zeigen soll, dass in der Sächsischen Schweiz nicht nur Neonaziungeist wehrt, sondern viel Platz für Vielfalt und Weltoffenheit ist. Die Aktion schickte uns folgendes Programm:
„Der bunte Tag mit Musik, Tanz, Theater, Kulinarischem, Handwerk, Spiel, Spaß & Informationen bietet wieder von 10 – 24 Uhr ein Nonstop-Programm auf 2 Bühnen. Von lateinamerikanischen Klängen über Bigbandsound bis zu afrikanischer Mode, von russischer Folklore über tschechischen Ska & Klezmer bis zu traditioneller koreanischer Kampfkunst ist für jeden Geschmack etwas dabei! Unter anderem ist wieder die rumänische Brass-Band „Vasile Gutman Ensemble“ mit rasanten Rhythmen und tanzbaren Melodien vertreten, welche bereits 2007 das Publikum beim Markt begeisterte. Vor allem aber sind viele neue Künstler und auch Beiträge aus der Partnerstadt Decin im Programm. Moderiert wird das Fest von Bastian Wierzioch (mdr Figaro).
Über 60 Stände und Straßenfussball von Dynamo Dresden
Den gesamten Tag sind auf dem Markt über 60 Stände mit Kulinarischem aus aller Welt, Kunsthandwerk, Spiel- und Spaßangeboten für Kinder sowie Infos von Kultur- und Antirassismus-Initiativen. Erstmals in diesem Jahr reist das Dynamo Dresden Fanprojekt an, um mit allen Fußballbegeisterten ein Turnier der Extraklasse unter dem Motto „Straßenfußball für Toleranz“ auszutragen. Gespielt wird auf dem sogenannten Straßenfußball-Court, einem 10×15 m „Käfig“ mit Banden. Jungen und Mädchen spielen im Team.
Besonderheit: die Spielregeln werden gemeinsam ausgehandelt, natürlich unter dem Gebot des Fair Play und der gegenseitigen Rücksichtnahme; die Fairness fließt in die Spielwertung ein. Alle Freunde des runden Leders sollten sich 10 Uhr am Stand des Dynamo Dresden Fanprojektes einfinden, dann werden gemeinsam die Regeln aufgestellt und die Teams gebildet. Der Eintritt ist beim gesamten „Markt der Kulturen“ frei, Spenden sind willkommen.
Kostenloses Abendkonzert mit APPARATSCHIK
Seit Jahren sind Apparatschik mit ihrem übermütigen Mix aus russischer Volxmusik, Ska, Folk-Rock und Polka unterwegs und wirbeln wie ein sibirischer Steppensturm ihre Melodien über die Konzertbesucher und verwandeln diese in Windeseile in eine begeistert tanzende Menge. Es ist Musik mit Gänsehautgarantie, bei der keiner still sitzen bleiben kann. Vier weit gereiste Freunde, Band-Leader Matrosov und sein treues Team: Juri, Viktor und Fedia. Geboren irgendwo in Deutschland, Weißrussland und in der Ukraine, fließt in ihren Adern aber immer noch das temperament-geladene Blut ihrer Vorfahren aus Machorka-Tabakistan.
Ihr Auftrag: Die Welt westlich von Kamtschatka und Wladiwostok auf die einzigartige Musikkultur ihrer Heimatinsel einfühlsam und lautstark aufmerksam zu machen. Ihre Waffen: Balalaika, Bass, Akkordeon, Schlagzeug und eine Stimme, die unter die Haut geht. Mal kraftvoll-kämpferisch, mal russisch-melancholisch, mal rockig lebensfroh. Sie bleiben ihrem Motto treu:
Pulp Fiction meets Potemkin; ein musikalischer Cocktail aus Tradition und Moderne. Wenn die vom Mitsingen heiseren und vom vielen Tanzen schwindlig gewordenen Fans glücklich nach Hause gehen, bleiben nach dem Konzert nur zwei Fragen offen: Wann kommt Apparatschik wieder – und wo liegt eigentlich Machorka-Tabakistan?
Ska aus Prag
PRAGUE SKA CONSPIRACY – Die jamaikanisch-tschechische Party-Verschwörung Aus Tschechien kommt eben nicht nur gutes Bier, sondern auch eine der besten SKA-Bands der Gegenwart! Ihre Haupteinflüsse benennen Prague Ska Conspiracy mit der SKA-Legende »Skatalites«. Somit beehren also die Schüler der Jamaikaner dieses Jahr das Fest, nachdem 2008 die original Skatalites Pirna den Ska-Ritterschlag erteilten. Auch die Prager haben mit Mariana eine großartige Sängerin. Ihre einzigartige Stimme mit einem Hauch Soul und auch ihre Bühnenpräsenz ergänzen sich hervorragend mit der Band. – Gewissermaßen »Über Nacht« wurden die Prager zur Sensation der tschechischen Musikszene.
In weniger als drei Jahren ihres Bestehens lieferten sie über 200 gefeierte Konzerte ab und tourten mit Riesenerfolg durch halb Europa. Wer wirklich verstehen will, welche Kraft und musikalische Intensität von dieser Band ausgeht, muss sie live sehen und genießen.
Das komplette Album „Life on Ropes“ kostenlos herunterladen: www.skaconspiracy.cz/music“
Quelle: Mut gegen rechte Gewalt (12.05.09)
Veröffentlicht am 13. Mai 2009 um 17:15 Uhr von Redaktion in Freiräume, Kultur, News
Hmm…. ich bin erstaunt, dass ich hier unkommentierte Werbung für den „Markt der Kulturen“ lesen muss. So richtig klar ist mir nicht, was das „alternative“ an diesem Terminhinweis sein soll. Mal davon abgesehen, dass ich den Text in selber Fassung auf der Homepage der Stadt Pirna lesen kann und sicherlich auch im Lokalteil der SäZ, ist die Veranstaltung vom Konzept her doch mehr als fragwürdig. Ein Blick auf die Homepage der OrganisatorInnen (http://pirnaer-initiative.de/Projekte/Markt-der-Kulturen/497/) macht das eindrucksvoll deutlich: sie wollen „den Otto-NormalverbraucherInnen (zeigen), dass Ausländer keine Bedrohung, sondern ganz normale Menschen sind“. Dafür müssen sich lediglich ein paar von den Ausländern nützlich machen, sprich: für die Otto-Normalen tanzen, kochen und musizieren und dadurch deren Wohlwollen erlangen Natürlich wäre es ungerecht, wenn hier nur von den Otto-Normalen solcherart Lernleistungen erwartet wird, entsprechend sollen sich auch die Ausländer etwas anstrengen und sich hinter die Ohren schreiben: „dass nicht alle Deutschen fremdenfeindlich oder gar Nazis sind“. Wenn dann alle Beteiligten mitziehen, steht der „nicht nur braunen, sondern vor allem sehr bunten Sächsischen Schweiz“, wie sie sich die Pirnaer Initiative gegen Extremismus (sic!) und für Zivilcourage vorstellt, nichts mehr im Wege.
Die Frage die bleibt, warum wird das hier auch noch beworben? Rassismus und Ausländerfeindlichkeit entstehen sicherlich nicht aus der Unkenntnis der Otto-Normal-Deutschen über die Koch- und Tanzkünste von „Ausländern“. Was soll also das positive an einem Fest sein, dass kulturell-rassistische Stereotype aufgreift und fortführt?