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Kurzes aus der vorletzten Woche: Klimastreik, Antispeziesistisches Camp, Libertäre Tage, Datenspuren in Dresden und Gedenken an Jina Mahsa Amini

28. September 2023 - 11:26 Uhr

In der vorletzten Woche vom 11. bis 17. September fanden in Dresden gleich zwei Veranstaltungsreihen, ein Camp, eine Gedenkkundgebung und eine Großdemonstration statt. Die Libertären Tage des Anarchistischen Netzwerkes Dresden und die Datenspuren, die vom örtlichen Chaos Computer Club veranstaltet werden, finden fast schon traditionell zur gleichen Zeit statt. Neu hinzu kam das Vegane Sommercamp, welches sich gegen die Ausbeutung von Tieren durch den Menschen richtete. Außerdem demonstrierten 5.500 Menschen beim Globalen Klimastreik der Fridays for Future Dresden (FFF) am 15. September durch die Dresdner Innenstadt.

Libertäre Tage, wir stell’n die Herrschaftsfrage

Die Libertären Tage gibt es – mit Unterbrechungen – seit 2010. Schwerpunkt der Veranstaltungen in diesem Jahr lag auf der Vermittlung anarchistischer Theorie und der Suche nach Gemeinsamkeiten mit Schwarzen und feministischen Kämpfen. 

Ein Workshop warf einen Blick über die Grenze in die Tschechische Republik, wo sich seit vielen Jahren die teuersten Immobilienpreise in der ganzen Europäischen Union entwickelt haben. Anders als in der Bundesrepublik besitzt ein Großteil – etwa 77 Prozent – der Menschen in der Tschechischen Republik eine eigene Wohnung. Für den Kauf müssen sie in der tschechischen Hauptstadt Prag 17,3 durchschnittliche Jahreslöhne ausgeben, um eine 70 Quadratmeter Wohnung zu erwerben.

Außerdem informierte die Gruppe „Solidarity Collectives“ auf einer Veranstaltung über den Krieg in der Ukraine und die Unterstützungsarbeit der Gruppe für ukrainische Anarchist:innen. Das Kollektiv unterstützt seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine anarchistische Strukturen, unter anderem auch solche, die aktiv an Kampfhandlungen teilnehmen. Diese Haltung wurde vor Ort kontrovers diskutiert.

Tierrechtscamp und Datensicherheit

Auf dem ersten Camp gegen Speziesismus in Dresden fanden ebenfalls zahlreiche Veranstaltungen statt, die den Schulterschluss mit anderen emanzipatorischen Kämpfen ergründeten. Das Camp wurde von verschiedenen Tierrechtsgruppen der seit März existierenden Antispe-Vernetzung, darunter Tierbefreiung Dresden organisiert. Hinter dem Begriff „Antispeziezismus“ verbirgt sich die Ablehnung der Ausbeutung von Tieren aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Das Camp diente als veganer Safe Space zur Vernetzung von Aktivist:innen aus verschiedenen Städten. Zudem gab es Workshops und Vorträge zu den Themen Tierrechte, Tierbefreiung, Intersektionalität, Klimagerechtigkeit, Feminismus, Awareness oder lebenslangem Aktivismus. Die Antispe-Vernetzung hatte sich nach einer gemeinsamen Aktion während des globalen Klimastreiks im März 2023 gegründet. Diese lose Vernetzung bietet seitdem regelmäßige offene Treffen an und organisierte seit ihrer Gründung das Camp. Auch am 15. September waren Menschen aus der Vernetzung und der Camp-Orga-Gruppe mit einem Antispe-Block und einem Redebeitrag auf der Demo des Globalen Klimastreiks vertreten. Viele Tierrechtsaktivist:innen sind zugleich auch Klimaaktivist:innen, unter anderem deshalb, weil Veganismus als ressourcenschonende und Tierleben achtende Ernährungsweise notwendig ist, die Auswirkungen der Klimakrise und die globalen sozialen Ungerechtigkeiten zu begrenzen. Außerdem erfuhr das Thema im Zuge der Coronapandemie verstärkt Interesse. Die Pandemie hat gezeigt, dass die zunehmende Verdrängung von Wildtieren aus ihren Lebensräumen Zoonosen wahrscheinlicher und entsprechend Pandemien wahrscheinlicher gemacht hat.

Auf den Datenspuren 2023 kamen zahlreiche Themen zusammen: Datensicherheit, ChatGPT, Software-Monopolismus, freie Software oder die Auswirkungen des neuen Sächsischen Transparenzgesetzes. Die Veranstaltungen des Kongresses lassen sich auf der Seite des Chaos Computer Club nach schauen.

5500 Menschen für eine klimagerechte Zukunft

Auf der Dresdner Aktion zum Globalen Klimastreik kamen 5.500 Menschen aus den unterschiedlichsten Spektren zusammen, um die Bundesregierung an ihre Klimaschutzziele zu erinnern: “Es kann doch nicht sein, dass die Bundesregierung nach diesem Klimakatastrophen-Sommer mit neuen Hitzerekorden und zahlreichen Dürren, Bränden und Überschwemmungen allen Ernstes das Klimaschutzgesetz durch die Entfernung der Sektorziele entkernt.“, sagte die Sprecherin der FFF, Paulina Schönberger. Zu den zentralen Forderungen des Dresdner Ablegers von Fridays for Future gehört außerdem ein sozial gerechter und 1,5-Grad-kompatibler Kohleausstieg im Osten. 

Internationale Solidarität von Dresden in den Iran

Demonstration auf dem Dresdner Theaterplatz in Solidarität mit der Revolution im Iran.

Am 16. September erinnerte die exiliranische Communitiy, unterstützt von Amnesty International und der Dresdner Bundestagsabgeordneten Merle Spellerberg (Bündnis 90/Die Grünen) auf dem Dresdner Theaterplatz an Jina Mahsa Amini. Sie wurde vor genau einem Jahr nach der Festnahme durch die Iranische Sittenpolizei ermordet. Der Vorwand für ihre Festnahme war das nicht-ordnungsgemäße Tragen ihres Kopftuches. Jina Mahsa Aminis Tod hat eine feministische Revolution in Iran ausgelöst. Unter der „Parole Jin, Jiyan, Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“) versammelten sich über Monate Menschen aus allen Bevölkerungsteilen, allen voran Mädchen und Frauen zu Protesten und Demonstrationen.  Das Mullah-Regime ging gegen sie mit brutaler Gewalt vor. Zehntausende Menschen wurden während der Protestmonate festgenommen. Mindestens 500 Menschen sind erschlagen, erschossen oder zu Tode gefoltert wurden. Im Zusammenhang mit den Protesten wurden zudem mindestens vier Männer hingerichtet. Die Zahl der vollstreckten Todesurteile in dem Land stieg im Jahr 2022 um 75 Prozent, berichteten Menschenrechtsgruppen.

https://twitter.com/DunyaCollective/status/1657774123110526977

Vor dem Hintergrund des Jahrestages ging das Regime nochmals verschärft gegen seine Gegner:innen vor: In einem Brief berichtete die Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi über sexualisierte Gewalt im Evin-Gefängnis. In Redebeiträgen und mit Musik wurde Solidarität mit den kämpfenden Menschen in Iran zum Ausdruck gebracht, die Verurteilung der Gräueltaten des islamischen Regimes gefordert und dazu aufgerufen, weiterhin beharrlich die Stimme zu erheben für einen Iran der Zukunft.

Titelbild: Johanna Jaurich


Veröffentlicht am 28. September 2023 um 11:26 Uhr von Redaktion in Feminismus, International, News, Ökologie, Soziales

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