Gedenken an Jorge Gomondai
3. April 2019 - 15:54 Uhr
Am Samstag wird an den Tod von Jorge João Gomondai mit mehreren Veranstaltungen gedacht. Wie jedes Jahr organisiert der Ausländerrat der Stadt eine Gedenkkundgebung. Zuvor findet ein Erinnerungsgang durch die Äußere Neustadt statt, der u.a. Orte rechter Gewalt thematisiert. Im Nachgang zu dem Gedenken am Jorge-Gomondai-Platz soll es in einem Vortrag von Angelika Nguyen im Weltclub des Afropa e.V. um das Thema „Zwischen Solidarität und Rassismus – ein ostdeutsches Phänomen?“ gehen.
Jorge João Gomondai starb am 6. April 1991 an den Folgen seiner schweren Verletzungen in einem Dresdner Krankenhaus. Wenige Tage zuvor war er am Albertplatz in eine Straßenbahn gestiegen und wurde dort von einer Gruppe rechter Skinheads rassistisch beschimpft und aus der Bahn geworfen. Die Straßenbahnfahrerin bemerkte noch, dass während der Fahrt eine Tür geöffnet wurde und fand den 28-Jährigen nur 150 Meter von der Haltestelle entfernt blutend neben den Gleisen. Gomondai wurde zum ersten Todesopfer rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung. Er lebte bereits seit 1981 als DDR-Vertragsarbeiter in Dresden.
Die polizeilichen Ermittlungen vor Ort waren unzureichend. Sie unterstellten einen alkoholbedingten Sturz und verzichteten auf eine umfangreiche Spurensicherung am Tatort. Zeug*innen wurden nicht befragt, auch ein Videofilm der späteren Täter war ohne Auswertung gelöscht worden. Erst nachdem Medien begannen, sich für den Fall zu interessieren, wurden die Ermittlungen forciert und im Oktober 1993 zwei Tatbeteiligte zu Bewährungsstrafen, sowie ein dritter Angeklagter zu einer Jugendstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Die übrigen Verfahren waren zuvor bereits eingestellt worden. Der Grund dafür lag vor allem in der mangelhaften Ermittlungsarbeit der Polizei. Seit 2007 erinnert ein nach ihm benannter Platz und ein Gedenkstein wenige Meter vom Tatort entfernt an seinen Tod.
Erinnerungsgang
6. April, 15:30 Uhr, Alaunplatz (Bischofsweg)
Gedenkkundgebung
6. April, 17 Uhr, Jorge-Gomondai-Platz
Vortrag „Zwischen Solidarität und Rassismus – ein ostdeutsches Phänomen?“ von Angelika Nguyen
6. April, 19 Uhr, Weltclub, Königsbrücker Straße 13, 01099 Dresden
Veröffentlicht am 3. April 2019 um 15:54 Uhr von Redaktion in News