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Ein linker Veranstaltungskalender für Dresden

28. März 2024 - 15:43 Uhr

Ein digitaler Veranstaltungskalender für Dresden und Umgebung? Das Terminal ist wieder da! Seit Anfang des Jahres ist der Kalender online. Wir haben ihn bereits selbst benutzt, uns sehr gefreut und darum das Terminal-Team zum Gespräch eingeladen. 

Addn.me: Schön das ihr da seid. Zunächst einmal, was ist denn das Terminal?

Robin: Das Terminal ist ein linker Veranstaltungskalender, der sich vorgenommen hat, verschiedene Dinge die in Dresden abgehen auf einer Seite darzustellen. Der Fokus bei den Terminen liegt auf Dresden und dem direkten Umland. Terminen in der Umgebung, die wir besonders politisch wertvoll finden, verschließen wir uns natürlich auch nicht. Auf der Seite findet man dann eben chronologisch alle Termine die stattfinden, wahlweise nach Veranstalter*innen, Orten oder Kategorie gruppiert. Außerdem gibt es auch wiederkehrende Termine wie Küfas, offene Treffen und ähnliches.

Bernd: Ansonsten gibt es bei uns eine breite Auswahl an Veranstaltungen wie Filmvorführungen, Demonstrationen, Workshopangeboten, Vorträgen, Lesungen…

Robin: …und vieles mehr. Außerdem versuchen wir zusammen zu sammeln, was für Gruppen es in DD gibt, die ihr euch auch nach Themenschwerpunkten sortiert anzeigen lassen könnt. Aber eben auch sowas wie Sportvereine oder Medien – sowas wie euch addn.me. Im Terminal findet ihr eine gute Übersicht, was in Dresden so abgeht, wer Veranstaltungen organisiert und wo Events stattfinden. Wir haben auch eine Übersicht von Veranstaltungsorten, das Terminal kann also auch eine Hilfestellung sein, einen passenden Raum für eine eigene Veranstaltung zu finden.

Addn.me: Von wem ist denn das Terminal? Wer steckt dahinter und wie kommt ihr zu den Terminen? Grast ihr das gesamte Internet ab?

Bernd: Also einerseits ziehen wir, ein Redaktionskollektiv, los und grasen das Internet ab und gucken selbst. Unsere präferierte Variante ist aber schon, dass Menschen selbst Termine eintragen. Das geht einfach, und wenn gewünscht auch anonym, über unser öffentliches Terminformular. Die Termine müssen dann nur noch von uns freimoderiert werden. Gruppen, Kollektiven oder Einzelpersonen, welche häufiger selbst Veranstaltungen organisieren, bieten wir außerdem die Möglichkeit, einen Account auf unserer Seite zu bekommen um dann selbstständig veröffentlichen zu können ohne dass wir moderieren müssen.

Bernd: Ja und wer ist das Redaktionskollektiv? Das sind ein paar Menschen, die eben Lust haben auf diese Vernetzungsarbeit und basisdemokratisch zusammen arbeiten wollen. Wir haben für uns festgestellt, dass es die Vernetzung mehr braucht.

Addn.me: Und für wen ist das Terminal? An wen richtet ihr euch? 

Robin: Naja, wir richten uns natürlich an alle Interessierten und möchten alle Veranstaltungen aufnehmen, die links und subkulturell organisiert werden. Von der Aktivistin bis hin zu Leuten, die gerade erst mit politischen Themen in Berührung kommen oder auch in Subkulturen, zum Beispiel auf Partys unterwegs sind. 

Bernd: Das Terminal eignet sich auch hervorragend, für Menschen die neu in Dresden ankommen, Student:innen und Azubis beispielsweise. 

Addn.me: Wenn ihr sagt, ihr richtet euch an ein möglichst breites Publikum, habt ihr dann auch Moderationskriterien, nach denen ihr Veranstaltungen nehmt oder ablehnt?  

Bernd: Wir haben vor, kontroverse politische Themen abzubilden. Diskussionen sind uns wichtig, denn ohne die geht’s nicht voran. Auf der anderen Seite, was wir nicht posten wollen, sind Wiederholungen von rassistischen, antisemitischen, antifeministischen, autoritären naja eben menschenverachtenden Einstellungen, die wir ablehnen. Das ist es, was wir raus werfen. Und wenn wir Fragen haben, kommen wir auf die Leute zu, wenn wir einen Kontakt haben.  

Robin: Die Veranstaltungen im Terminal dürften ein breites Spektrum linker Themen und Positionen abbilden. 

Addn.me: Hattet ihr sowas jetzt schonmal, Absagen? 

Robin: Wir haben bisher keine Veranstaltung die rein kam abgelehnt. Manchmal kam was doppelt, aber sonst nix dergleichen. 

Robin: Der Fokus liegt darauf, dass es politische, linke Veranstaltungen sind. Aber das fassen wir breit: unkommerziell, subkulturell; solche wollen wir auch drin haben, auch wenn der politische Hintergrund erst auf den zweiten Blick deutlich wird. 

Addn.me: All das gibt es ja aber auch auf anderen Plattformen: Instagram, Twitter, Telegram kann ich genauso nutzen, um aktuelle Veranstaltungen zu sehen. Warum also einen Kalender? 

Bernd: Es gab ja früher auch schon ein Terminal. Da knüpfen wir an. Ich finde, man kann sich alles auf diesen Seiten angucken, aber dann seh ich ja auch nur die Gruppen, die ich eh schon kenne. Bei uns kann man auf neue Sachen stoßen und auch einen anderen Überblick haben. Instagram, Facebook und Twitter haben nicht alle. Sie bleiben immer selektiv. Wir hingegen wollen gern für alle zugänglich sein.  

Robin: Ergänzend, würde ich sagen, ist es ja auch schwierig, wenn ich neu in der Stadt bin, mich zu orientieren. Auf sozialen Medien bin ich von meiner eigenen Blase abhängig, diese muss ja erst neu aufgebaut oder erweitert werden wenn ich über Veranstaltungen in einer neuen Stadt informiert werden will. Das Terminal bietet mit einem mal einen großen Überblick, ganz ohne Vorselektion durch Algorithmen. Außerdem hat so eine Web 1.0 Seite den Vorteil, viel zugänglicher zu sein. Wir stellen das immer wieder fest, dass viele Gruppen nur noch Instagram oder andere Social Media Dienste nutzen. Alle die nicht bereit sind, ihre Daten an die dazugehörigen Unternehmen zu verkaufen, fallen damit als Publikum raus. Teilweise sind Social Media Profile nicht öffentlich einsehbar und deren Inhalte nicht über Suchmaschinen auffindbar. Bei Diensten wie Instagram sind darüber hinaus, die entscheidenden Infos zu den Terminen – Datum, Uhrzeit, Ort und so weiter – häufig nur noch in Bildform vorhanden was einerseits nicht barrierefrei ist und andererseits ebenfalls verhindert das Informationen einfach gefunden werden können. All diese Hürden umgeht das Terminal.

Addn.me: Anschließend daran, ihr habt vorhin durchblicken lassen, dass ihr noch was vorhabt. Sagt ihr, was das ist?  

Bernd: Ja (lacht). Wir launchen am 1. April ein kleines Feature auf unserer Seite: https://terminal.digital !

Addn.me: Also auf den 1. April darf ich gespannt sein. Letzte Frage: euch gibt es seit Januar 2024. Aber das Terminal gab es schon vorher oder?  

Bernd: Ja, die Gruppe ist, glaube ich, so Ende der 90er Jahre entstanden. 2019 rum hörte das dann auf. Früher gab es die / der / das Terminal noch in Papierform. Da war die Homepage noch nicht alles, aber es gab schon seit den Anfängen eine. Damals war das noch richtig modern. Heute haben wir die Papierausgabe weggelassen. Die war mal kurz im Gespräch, aber wir konzentrieren uns auf die Homepage. Wir denken Papier ist veraltet und das liest doch vermutlich eh niemand mehr (lacht). 

Robin: Ich persönlich kenne das Terminal auch noch auf Papier, was an Orten auslag. Ich fand das top. Bloß die Pflege der Termine ist dann eingeschlafen nach und nach und die alte Website war irgendwann nicht mehr zeitgemäß. Versuche das zu reaktivieren gab es immer wieder mal und letztes Jahr haben wir uns dann endlich zusammen gerafft. Und hier sind wir.   


Veröffentlicht am 28. März 2024 um 15:43 Uhr von Redaktion in Kultur, News

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