Reihe rassistischer Übergriffe setzt sich fort
21. März 2014 - 11:11 Uhr - 4 Ergänzungen
Bereits am 7. März kam es in den Abendstunden erneut zu einem Zwischenfall, bei dem eine Frau von einem Mann rassistisch beleidigt und verletzt worden ist. Die 34-Jährige soll nach Polizeiangaben an einer Straßenbahnhaltestelle der Linie 11 auf der Bautzner Straße gewartet haben und von dem Mann angegriffen worden sein. Zunächst soll der zwischen 25 und 35 Jahre alte Mannversucht haben, die Frau mit einer Bierflasche zu schlagen. Als das misslang, sprang er die Betroffene an und riss sie zu Boden. Erst als mehrere Person zu Hilfe eilten, konnten sie die Frau wegreißen. Anschließend flüchtete der nach Zeugenaussagen alkoholisierte Täter mit einer Obsttüte vom Tatort.
Als die erst eine Stunde nach der Tat verständigte Polizei am Ort des Geschehens in unmittelbarer Nähe zur Äußeren Neustadt eintraf, war der Angreifer verschwunden. Die Polizei sucht nun nach Zeugen der Tat und bittet darum, sich telefonisch unter der 0351-4832233 bei der Polizeidirektion Dresden zu melden. Der Täter wurde von Zeugen als schlanke, etwa 1,70 bis 1,75 Meter große Person beschrieben. Er soll sehr kurzes dunkelblondes Haar und zum Zeitpunkt des Übergriffs einen Dreitagebart getragen haben. Bekleidet war der Mann mit einer hellbraunen Stoffjacke und einer dunklen Hose. Inzwischen hat das Operative Abwehrzentrum (OAZ) die Ermittlungen in dem Fall übernommen.
Erst am 1. März war am frühen Morgen im Stadtteil Pieschen ein 23jähriger Mann von einem 30-Jährigen rassistisch beleidigt und geschlagen worden. Die von einem Zeugen verständigte Polizei konnte den Angreifer noch am Tatort vorläufig festnehmen. Der 23-Jährige wurde bei dem Übergriff leicht verletzt und musste anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden. Zuvor war am 22. Februar ein 27-Jähriger von der Polizei vorläufig festgenommen worden, nachdem er auf dem Carolaplatz einen jungen Mann geschlagen und beschimpft hatte. Als er wenig später versuchte, zwei Passanten ebenfalls zu attackieren, konnte die herbeigerufene Polizei den Tatverdächtigen noch vor Ort stellen.
Einen Tag nach dem Übergriff versuchte nach Darstellung der Dresdner Polizei eine Gruppe von 15 bis 20 dunkel gekleideten Personen eine bevorzugt von Fans des FC St. Pauli besuchte Kneipe in der Äußeren Neustadt zu stürmen. Dabei wurden nicht nur mehrere Scheiben des Lokals, sondern auch ein Gast durch die Angreifer verletzt. Einer der Beteiligten konnte von den Gästen des Pawlow bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Schon am Abend zuvor soll es vor der Kneipe zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe von etwa 20 Personen gekommen sein.
Als Reaktion auf die Serie von rechten Übergriffen versammelten sich am vergangenen Wochenende etwa 70 Menschen auf dem Albertplatz und liefen mit Transparenten durch die Straßen des Szene- und Ausgehviertels, um auf die Vorfälle aufmerksam zu machen. An mehreren Stellen wurde ein Redebeitrag verlesen. Darin verwiesen sie auf die im Februar vorgestellten Zahlen der Opferberatung des RAA Sachsen e.V., wonach allein in Dresden im letzten Jahr 33 rechtsmotivierte Übergriffe gezählt worden waren. Sie riefen dazu auf, „rechte Umtriebe“ öffentlich zu machen und erinnerten gleichzeitig daran, dass das Viertel einst als „Platz für unterschiedlichste Lebensentwürfe“ galt.
Veröffentlicht am 21. März 2014 um 11:11 Uhr von Redaktion in Nazis
Interessante Zusammenfassung,aber wo besteht der Zusammenhang zwischen den rassistischen Übergriffen und dem Angriff auf das Pawlow? Bevor sich jetzt Menschen gezwungen sehen, die alte Leier „St. Pauli Fans sind tolerant und links und Dynamo Fans als vermeintliche Täter so ungefähr das Gegenteil“ als Motiv ins Feld zu führen, stumpfe Stereotypen gelten nicht!
Genau, und früher haben in eurer tollen Neustadt auch nie Faschos und selbsternannte „Linke“ schön zusammen gesoffen…und danach Hütchenspieler geklatscht.
Lieber Jochen, selbstverständlich sind nicht alle Dynamo-Fans rechtsoffen, für einige dürfte gar das Gegenteil gelten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diejenigen, die geplant und mit Ansage nach einem Spiel eine St. Pauli-Kneipe überfallen zu der Fraktion gehören, die sich alle 2 Wochen hinter dem Free-Willy-Transpi oder im R-Block versammeln dürfte aber relativ hoch sein. Das sollte selbst jemand einsehen, dessen wichtigstes Anliegen nach Lektüre dieses Artikels es offenbar ist, das Image des eigenen Vereins zu schützen (so eine Attitüde macht übrigens nicht sehr sympathisch btw).
Die beiden Sachen haben doch mit dem Vorfall nicht das geringste zu tun. Höchstens, dass sie die Meldungen der Angriffe genau relativieren oder mit unglaublich stumpfen und an den Haaren herbeigezogenenen Beispielen von der Problematik ablenken. Natürlich ist es kritisierenswert, wenn sich selbst so bezeichnende Linke mit Neonazis freundschaftlich trinken und anschließend dem Sozialchauvinismus freien Lauf lassen um sich als Hüter der sozialen Ordnung aufzuspielen. Und Ebenso ist es sicher falsch, pauschal alle Fangruppen eines bestimmten Vereins abzustempeln. Aber wenn eine Häufung neonazistischer und rechter Angriffe gegen vermeintliche Asylsuchende, Migrant_innen oder linkspolitische Personen zu verzeichnen ist, gehört diese als tendenzieller gesellschaftlicher Rechtsruck oder -drall überführt und veröffentlicht. Wenn ihr unzufrieden mit der Dokumentation von Angriffen oder Darstellung derer seid, formuliert eure Kritik wenigstens umfangreich, nachvollziehbar und transparent. Relativierungen, die rassistische, antisemitische oder sexistische Angriffe verharmlosen oder gar ganz in Frage stellen tragen reproduzieren in gewissen Anteilen die ganze(n) Problematik(en)!