Nazis

Rechte Gewalt auch in Löbau

16. September 2016 - 19:00 Uhr - Eine Ergänzung

In Löbau, 20 km südlich von Bautzen, fand am vergangenen Wochenende vom 09.09. bis zum 10.09.2016 das Kleine Stadtfest statt, wo es ebenfalls zu Angriffen durch rechte Schläger gekommen ist. Während Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen gemeinsam friedlich vor der aufgebauten Bühne feierten und tanzten, kamen fünf eindeutig als rechts zu identifizierende Personen vorbei, die gezielt die Gesichter der Geflüchteten abfotografierten. Diese reagierten ablehnend und zeigten deutlich, dass sie diese Provokation nicht dulden wollten. In der Folge vergrößerte sich die Gruppe der Nazis und es kam zu einem ersten heftigeren Kontakt zwischen den Nazis und den Geflüchteten auf dem Altmarkt. Die Nazis, von denen einige im Stil der so genannten „autonomen Nationalisten“ gekleidet waren, suchten dabei gezielt die physische Konfrontation und es kam zu ersten Rangeleien. Die anderen Besucherinnen und Besucher des Festes reagierten auf diese Auseinandersetzung nicht. Nachdem das Stadtfest beendet wurde, waren noch minutenlang rechte Gesänge hörbar, die durch die Straßen von Löbau hallten.

Am darauffolgenden Samstag wiederholte sich am späteren Abend das Bild vom Vortag. Die Nazis, deren Zahl sich abermals vergrößert hatte, hielten sich in kleineren in Gruppen als Beobachter auf dem Fest auf. Zur selben Zeit versuchten sich ca. 10-15 weitere Personen Einlass zum alternativen Jugendklub KLINIK zu verschaffen. Als sie daraufhin wurden auf ihr Tun angesprochen und ihnen der Einlass verwehrt wurde, begannen sie mit verbalen Ausfällen und einer Vergewaltigung zu drohen. Eine weitere Person drohte mit seinem Elektroschocker. Die Nazis zogen sich anschließend zum Stadtfest zurück. Personen, welche die Auseinandersetzung beobachtet hatten, riefen daraufhin die Polizei. Nach Mitternacht eskalierte die Situation erneut. Es wurde beobachtet, wie etwa 30 Nazis eine Gruppe von Geflüchteten, die 6 Personen zählte, über den Altmarkt in Richtung Bahnhof jagten und diese mit Steinen bewarfen. Die Polizei wurde ein weiteres Mal telefonisch informiert. Erst nach langen zwanzig Minuten trafen die Beamten schließlich am Bahnhof ein; die Geflüchteten hatten sich jedoch bereits selbst in Sicherheit bringen können. Die Nazis pöbelten weiter in Richtung der Polizei und zwei von ihnen verwickelten die Beamten in ein Gespräch. Nach aktuellem Kenntnisstand wurde für die Angegriffenen nichts getan und auch die Personalien der Nazis wurden von den Beamten nicht aufgenommen.

Ebenso am Samstag ereignete sich eine weiterer Fall von schwerer Körperverletzung in der Nähe des Diska-Marktes in Löbau. Ein Geflüchteter wurde aus einer Gruppe von 12 Nazis heraus durch Schläge, Tritte und mithilfe von Flaschen brutal misshandelt. Wahrscheinlich ist es nur dem Einsatz einer couragierten Person zu verdanken, dass der 32-Jährige dabei nicht noch schwerer verletzt wurde. Die Region Ostsachsen scheint sich derzeit zum Schwerpunkt rechter Aktivitäten in Sachsen zu entwickeln, findet doch am Samstag den 17. September auch noch das sogenannte Deutsche Sport und Familienfest in der Nähe von Niesky statt.


Veröffentlicht am 16. September 2016 um 19:00 Uhr von Redaktion in Nazis

Ergänzungen

  • „Nach aktuellem Kenntnisstand wurde für die Angegriffenen nichts getan und auch die Personalien der Nazis wurden von den Beamten nicht aufgenommen.“
    Sollte sich dies bewahrheiten sollte man erwägen dies der Dienstaufsichtsbehörde mitzuteilen.
    Abseits von groß angelegten Einsätzen hat das meiner Erfahrung nach sogar Konsequenzen.
    Selbst wenn daraus entstehende Disziplinarverfahren keine direkten Folgen haben steht soetwas in den Personalakten.

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