Nazis

Rassistischer Alltag in Dresden

26. November 2014 - 22:17 Uhr - 5 Ergänzungen

Einen Tag nachdem in der sächsischen Landeshauptstadt mehr als 5.000 Menschen gegen Islamismus und für eine Verschärfung der Asylpolitik auf die Straße gegangen waren, kam es nach Polizeiangaben gegen 16.30 Uhr in einer Straßenbahn der Linie 13 zu einem rassistischen Übergriff, bei dem ein 35-jähriger Mann einen Fahrgast rassistisch beleidigte und mit kleinen Schnapsflaschen nach ihm warf. Als sich mehrere Fahrgäste zwischen den Angreifer und dem Betroffenen stellten und ihn an einer Straßenbahnhaltestelle aus der Bahn drängten, schlug der angetrunkene Mann auf eine der couragierten Personen ein und verletzte einen 32-Jährigen leicht. Die herbeigerufene Polizei konnte den Tatverdächtigen noch an der Haltestelle stellen und sucht nun nach Menschen, die den Übergriff beobachtet haben. Auch der Betroffenen wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 0351-4832233 bei der Polizeidirektion Dresden zu melden.

Der Übergriff, welcher schon längst kein Einzelfall mehr ist, reiht sich ein in eine vor allem mit Vorurteilen geführte rassistische Debatte in Dresden, die zu Wochenbeginn noch einmal durch Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) befeuert wurde, der die Gründung einer „Spezialeinheit“ der sächsischen Polizei für die Jagd auf „kriminelle Ausländer“ angekündigt hatte. Erst am 29. Oktober war es ebenfalls in einer Straßenbahn der Linie 4 zu einem rassistisch motivierten Übergriff durch zwei Männer auf zwei am Antonplatz zugestiegene Fahrgäste gekommen. Als am Neustädter Markt drei Kontrolleure die Bahn betreten hatten, griffen der 26 und 46-Jährige einen der Männer an und beleidigten ihn. Am Postplatz angekommen, verließen die Angreifer nach einem Handgemenge die Straßenbahn und konnten wenig später nach einer kurzen Flucht am Taschenbergpalais durch die zwischenzeitlich alarmierte Polizeikräfte festgenommen werden.

Wie das MDR-Magazin Exakt berichtet, erhielt im Plattenbauviertel Gorbitz eine vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land geflohene syrische Familie einen Drohbrief mit den Worten: „Siegheil! Wir wollen Euch hier nicht haben. Macht Euch weg, sonst machen wir es!“. Die Familie mit ihren drei Kindern war erst im Oktober in die Wohnung gezogen. Auch in Gorbitz war es in der jüngeren Vergangenheit vermehrt zu Übergriffen und rechten Schmierereien gekommen. Als Reaktion darauf hatten Anfang Oktober aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten in den Straßen des Viertels im Süden der Stadt Flugblätter verteilt, in denen die die Bevölkerung dazu aufgefordert wurde, gemeinsam gegen Naziaktivitäten und rassistische Übergriffe vorzugehen. Als Konsequenz aus den Vorfällen wollen sich in Gorbitz heute Polizei, Sozialamt und Jugendclubs mit den im Viertel arbeitenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zusammensetzen, um über eine gemeinsame Strategie gegen Rassismus zu beraten.

Bei den Recherchen für den Beitrag kam erstaunliches zutage. So wird im von Ulbig geführten Sächsischen Innenministerium zwar erfasst, wann Asylsuchende straffällig geworden sind, nicht jedoch, in wie vielen Fällen sie selbst Opfer von Straftaten werden. Erst seit Beginn dieses Jahres, also 23 Jahre nach den folgenschweren pogromartigen Ausschreitungen von Hoyerswerda werden überhaupt Übergriffe auf Unterkünfte von Asylsuchenden durch die polizeiliche Kriminalstatistik registriert. Allein in diesem Jahr soll es nach Polizeiangaben ingesamt 20 dieser Vorfälle im Freistaat gegeben haben. Für 2013 hatte die Opferberatung des RAA Sachsen insgesamt 223 rechte Übergriffe gezählt, 85 davon aus rassistischen Motiven.


Veröffentlicht am 26. November 2014 um 22:17 Uhr von Redaktion in Nazis

Ergänzungen

  • Sehr interessant und gut, dass es auch deutsche Bürger gibt, die da anderer Ansicht sind als du. Dein Artikel ist nach meiner Meinung eine sehr subjektive Hetze gegen die Leute, die sich für Sicherheit in Deutschland einsetzen. Gerade das Interview von unserem Innenminister, Markus Ulbig, habe ich sehr interessiert gelesen und es als sachlich und realistisch empfunden. Er hat sich eindeutig nicht gegen die Asylsuchenden ausgesprochen sondern deren Unterstützung angeregt. Er hat eindeutig gesagt, dass nicht die Mehrheit kriminell sei, aber es eben auch schwarze Schafe gäbe, und gegen die müsse etwas unternommen werden. Dabei sollte man sich auch vergegenwärtigen, dass die Einsätze in Asylbewerberheimen nicht vorwiegend wegen Angriffen von draußen erforderlich sind, sondern wegen Handgreiflichkeiten zwischen den Bewohnern der Heime. Aber es war vorhersehbar, dass sich alle möglichen Stimmen lautstark gegen den Innenminister erheben und den Eindruck hinterlassen, als ob es schon peinlich sei, ein Deutscher zu sein. Alles ist gut, was von außen kommt und wer sich dazu kritisch äußert, ist gesellschaftlich fast schon nicht tragbar. Das ist in meinen Augen eine gefährliche und schädliche Entwicklung. Im Übrigen finde ich es sehr schwach, dass du in deinem Artikel die umnebelten Handlungen eines Betrunkenen als Aufhänger für angeblich festgestellten allgemeinen Fremdenhass verwenden musst. Auch dass gerade ausschließlich Gorbitz als Problemgebiet genannt wird zeigt, dass der Artikel nicht ernst genommen werden kann. Gorbitz ist – wie allen Dresdnern bekannt ist – insgesamt ein sozial schwieriges Gebiet. Dort gibt es nicht nur Beschimpfungen der Ausländer, sondern auch zwischen den Deutschen arge Probleme, resultierend aus dem dort verstärkt wohnenden sozial schwachen Klientel. Aber diese Probleme sind ja offensichtlich nicht repräsentativ genug! Uli

  • ach uli.dann lies andere nachrichten, wenn es dich stört.und jeder hat doch die wahrheit für sich gepachtet… und deine ansichten tendieren schon dazu das problem in dresden zu verdrehen.die anderen sind schuld, wir deutschen haben unsere eigenen probleme, die übergriffe sind überhaupt nicht rassistisch motiviert, die warn ja nur betrunken, bla bla bla. du verharmlost ein offensichtliches problem.das heißt: rassismus und danz stark unterfüttert von grober dummheit.ich hab so viele menschen in meinem umfeld die auf einmal ihre maske fallen lassen.ja und es ist verdammt peinlich deutscher zu sein unter diesen umständen!!!

  • Alex, was soll dieser unerträgliche Schwachsinn ?
    Du reiner, wirklich assreiner Deutscher ?
    Ich bin es Gott sei Dank nicht und bin zudem gern mit einem Ausländer verheiratet, der sogar eine schwarze Hautfarbe hat!
    Die Pediga-Demo ist eine Rassismus-Demo und nichts anderes!

  • @Irmela Mensah-Schramm

    Danke für diesen aufschlußreichen Post. Man faßt es nicht. Der „sogar eine schwarze Hautfarbe hat“.

    Der Selbsthaß muß ja riesig sein in dieser Szene. Hauptsache, kein Deutscher, Hauptsache ein Ausländer, und was der Hauptgewinn zu sein scheint: Ein Schwarzer!

    Ich hatte neulich schon so ein Gespräch mit so einer 120-prozentigen „Anti“rassistin, die ihren Antirassismus damit „beweisen“ wollte, daß sie schon mal ein Verhältnis mit einem Afrikaner hatte. Ich dachte erst, die macht einen Witz. War aber kein Witz, die meinte das todernst.

    Manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich die Rassisten sind. Pauschal und rein äußerlich beurteilt. Alles, außer weiße Deutsche = gut, und am Besten sind die, die am allerwenigsten aussehen wie weiße Deutsche. Sonst noch alles klar im Kopf?

  • @Frank:
    Die Diskussion ist fast rein emotional, sich da noch mit Gegen-Argumenten einzubringen ist… finde ich… vertane Zeit.

    Ich finde übrigens auch, dass Markus Ulbig in besagtem Interview viel richtiges gesagt hat, aber selbst im Focus-Artikel zu diesem Interview wird auch erläutert, warum, bei aller Richtigkeit von Ulbigs sehr allgemein gehaltenen Aussagen(!), das konkret Gesagte ein Problem darstellt.

    Ansonsten scheint was Uli erzählt ganz vernünftig zu sein. Ich habe mal über „die Gorbitzer“ gehört (das würde nur die betreffen, die wirklich schon lange dort wohnen), dass zu DDR-Zeiten es ihnen sehr gut ging und mit dem Verlust der Arbeitsplätze und der jetzigen Wohnsituation in Gorbitz viele einfach aus den Umständen heraus frustriert seien. Weiß gerade nicht, wo ich das gelesen habe. Das rechtfertigt in keinster Weise, rassistisch zu sein, aber das Fronten-schaffen was im Umfeld von Pegida-Diskussionen stattfindet, treibt Frustierte und Rechte nur noch mehr zusammen.

    Mein Perspektive wäre:
    Wenn die Leute, die sich immer als Nicht-Rechts bezeichnen über ihren Schatten springen und anerkennen, dass es viel Rassismus gibt (im konkreten: rassistisch motivierte Gewalt mit entsprechenden Parolen; und im subtilen: wie denke ich über Muslime oder Menschen aus dem arabischen Raum) sind, dann denke ich, wäre es um einiges leichter, einen Dialog zu starten, weil das Aberkennen von Rassismus für die Gegenseite ein No-go ist. Und die Gegenseite sollte anerkennen, wie schwierig es als Teil der weißen, deutschen, (wütenden?) Männern, sich in die Situation eines Schwarzen in Europa zu versetzen, der mehrmals im Jahr angespuckt wurde, einer Frau, die sexuelle Belästigung erfahren musste.

    Mir persönlich fällts auch schwer und für mich fühlts sich so an dass die „Verneiner“ im Zugzwang sind. Solange Multikulti-Genderismus-Links als einfache alles-Ablehnung herhalten muss, wird sich nix ändern scheint mir. Und jede Partei, die sich die Wählerstimmen mit sowas erkämpft sorgt für einen Rückschritt und löst kein einziges echtes Problem der Wütenden (sondern höchstens die eigenen oder gemeinsamen gefühlten Probleme).

    Naja, in Dresden läufts wohl erstmal weiter auf Konfrontation hinaus…

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