Prozessbeginn gegen rechten Messerstecher in Dresden
29. April 2021 - 15:46 Uhr
Bereits am 15.04.2021 hat vor dem Landgericht der Prozess gegen den 16jährigen Florian R begonnen, der im August 2020 auf einer Free-Party in der Dresdner Heide auf zwei Menschen eingestochen hatte. Dem Täter wird versuchter Mord und anderes vorgeworfen. Die beiden Betroffenen überlebten die Tat schwer verletzt, müssen jedoch mit erheblichen gesundheitlichen Folgen leben. Der Prozess findet auf Grund des Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Täter befindet sich seit der Tat in Untersuchungshaft.
Wurden zur Tat im August 2020 seitens der Dresdner Polizei nur spärlich Informationen herausgegeben, ist es journalistischen und antifaschistischen Recherchen zu verdanken, dass ein mögliches rechtes Tatmotiv an die Öffentlichkeit gelangte. Erst auf Nachfrage von Straßengezwitscher bestätigte die Pressestelle der Polizei, dass der Täter 45 Minuten vor der Tat einen 22-Jährigen rassistisch beleidigt hatte und durch einen Hitlergruß in Erscheinung getreten sei. Ein politisches Motiv wurde trotz dessen nicht in Betracht gezogen. Eine wenig später veröffentlichte Recherche des „Antifa Recherche Team Dresden“ (ART) offenbarte die rechte Ideologie des Jugendlichen. Auch die Opferberatung RAA führt den Übergriff als rechten Mordversuch.
Das Motiv der Tat zu klären, ist ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses. Die Ermittler vermuten bei dem 16-Jährigen Frust über seine eigene Lebenssituation. Denkbar sei jedoch auch „Freude an der Vernichtung von Menschenleben“ oder eine völlig grundlose Tat. Das „Antifa Recherche Team“ kam in ihrer Recherche zu einem anderen Schluss: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es diese brisante Mischung aus neonazistischer Social Media-Welt und Kontakten in die Dresdner Neonaziszene war, die die entscheidenden Impulse für den Angriff lieferte. Dies ist umso wahrscheinlicher, da der Täter in Verhältnissen groß geworden ist, die weder Stabilität noch ein ausreichendes Korrektiv bieten“. Auch nach Informationen der Sächsischen Zeitung handelt es sich bei den Jugendlichen um einen bereits vor der Tat polizei- und justizbekannten Intensivtäter mit einem rechtsradikalen Weltbild.
Der Prozess findet komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die beiden Betroffenen sind als Nebenkläger:innen an der Verhandlung beteiligt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erlitten beide Opfer schwere innere Verletzungen im Bauchraum, an denen sie ohne sofortige intensivmedizinische Intervention mit hoher Wahrscheinlichkeit verstorben wären. Insgesamt sind vorerst sechs Verhandlungstage angesetzt. Wann mit einem Urteil zu rechnen ist, ist noch nicht abzusehen.
Veröffentlicht am 29. April 2021 um 15:46 Uhr von Redaktion in Nazis