Opferberatungsstellen für Betroffene rechtsextremer Gewalt legen Jahresstatistik 2008 vor
17. Februar 2009 - 13:13 Uhr
Täglich rechte Gewalt in Sachsen
Die Beratungsstellen für Betroffene rechtsextremer Gewalt des RAA Sachsen e.V. und die Opferberatung des RAA Leipzig e.V. erhielten im Jahr 2008 Kenntnis von 401 rechtsextremen Übergriffen im Freistaat Sachsen. Die Zahl der bekannt gewordenen Angriffe stieg somit um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr (308 rechte Übergriffe) an, wobei nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.
Die Beratungsstellen für Betroffene rechtsextremer Gewalt registrieren ausschließlich Angriffe die sich direkt gegen Personen richten und keine Propaganda- oder Beleidigungsdelikte. Bei einem Großteil der Übergriffe handelte es sich um Gewaltdelikte gegen Menschen, so wurden im Jahr 2008 mindestens 295 Personen zum Teil schwer verletzt.
Dazu erklärt Grit Armonies, Projektkoordinatorin der Opferberatungsstellen des RAA Sachsen e.V.: „Die Zahlen belegen, dass in Sachsen täglich Menschen Opfer rechtsextremer Gewalt werden. Es ist dringend geboten den Fokus von den Tätern auf die Opfer zu richten. Die Traumatisierung der Opfer erfolgt häufig zweifach. Zunächst durch den menschenverachtenden Angriff auf ihre Gesundheit und Würde. Sowie eine Zweittraumatisierung aufgrund der Ignoranz der Gesellschaft, der Rolle als bloße Zeugen im Strafverfahren und dem Nichtausgleich der Sachschäden.“
Schwerpunkte der Übergriffe sind die Stadt Dresden (66 Übergriffe) gefolgt von der Stadt Leipzig (64 Übergriffe) sowie den Landkreisen Görlitz und Mittelsachen (je 49 Übergriffe). Die meisten Attacken richteten sich gegen – häufig junge – Personen, die nicht dem rechtsextremen Spektrum angehören wollen. Die zweithäufigste Opfergruppe sind Menschen, die aus rassistischer Motivation heraus abgelehnt werden. Jenseits rechter Gewalttaten berichten zahlreiche Betroffene von einem hohen Maß an alltäglichem Rassismus.
Eine Sonderrolle nimmt Sachsen beim rapiden Anstieg der rechtsextrem motivierten Brandanschläge ein. Während es im Jahr 2007 zu drei Brandanschlägen kam, wurde 2008 18 Mal Feuer in Döner- und Asiageschäften und nichtrechten Projekten gelegt. Dieser Anstieg lässt ein Wiederaufflammen der verheerenden rechten Brandanschläge Anfang der 1990er Jahre befürchten. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass bisher keine Menschen durch Flammen verletzt oder getötet wurden.
Die Beratungsstellen für Opfer rechtsextremer Gewalt des RAA Sachsen e.V. und die Opferberatung des RAA Leipzig e.V. unterstützten 2008 insgesamt 374 Betroffene rechtsextremer Gewalt bei der Aufarbeitung der Gewalttat, der Begleitung im Strafverfahren und der Beantragung von Opferentschädigungen.
Grit Armonies: „Eine demokratische Gesellschaft kann es nicht dulden, dass Menschen von Rechtsextremisten angegriffen werden, weil sie nicht in deren menschenverachtendes Weltbild passen. Dies erfordert ein gesamtgesellschaftliches Engagement. So sind der Bund und die Länder gefordert, Initiativen und Projekte gegen Rechts weiterhin zu fördern. Aber auch der Einzelne ist aufgefordert bei rechten Übergriffen einzuschreiten.“
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Kati Lang:
Tel.: 0351 – 889 41 74 oder 0172 – 974 1268
Quelle: RAA Sachsen (16.02.09)
Veröffentlicht am 17. Februar 2009 um 13:13 Uhr von Redaktion in Nazis