Mord an Obdachlosen in Oschatz
16. Juni 2011 - 17:40 Uhr
Nachdem der Obdachlose André K. in der Nacht zum 27. Mai von Unbekannten angegriffen worden war, erlag er fünf Tage später an den Folgen seiner schweren Verletzungen in einem Leipziger Krankenhaus. Wenige Tage nach der Tat nahm die Polizei drei Personen unter dringendem Tatverdacht fest, sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Nach Polizeiangaben sollen die Männer im Alter von 25 bis 36 Jahren das Opfer am Bahnhof der Oschatzer Kleinbahn „Wilder Robert“ mit Schlägen und Tritten schwer misshandelt haben. Mindestens einer der Täter gehört nach Aussage der Linksfraktion im sächsischen Landtag zum Umfeld der NPD Jugendorganisation JN und nahm in der Vergangenheit an zahlreichen rechten Veranstaltungen teil.
Erst im letzten Jahr war der 19-jährige Kamal Kilade vor dem Leipziger Hauptbahnhof nach einem Streit von zwei Männern mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt worden. Elf Tage später hatten in der Leipziger Innenstadt mehr als 1.200 Menschen gegen Rassismus demonstriert und in Redebeiträgen die Berichterstattung durch die Presse als unzureichend kritisiert. Bei einem der Täter wurden nach der Durchsuchung seiner Wohnung Hakenkreuzfahnen und Baseballschläger beschlagnahmt. Am Abend der Tat trug der einschlägig vorbestrafte Daniel K. einen Pullover mit der Aufschrift „Kick off Antifascism“. Seinen Mittäter lernte er in der JVA Waldheim kennen, wo er wegen Körperverletzung und Geiselnahme einsaß. Auch bei ihm wurden bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Erfurt unzählige Nazidevotionalien sichergestellt. Im morgen beginnenden Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter, konnte die Staatsanwaltschaft kein rassistisches Motiv erkennen.
Nach Recherchen des Tagesspiegels und der Zeit sind seit der Wiedervereinigung mindestens 137 Menschen Opfer rechter Gewalt geworden. Die von offiziellen Stellen verwendete Zahl liegt mit 47 deutlich darunter.
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Veröffentlicht am 16. Juni 2011 um 17:40 Uhr von Redaktion in Nazis