Nazis

Kundgebung nach Überfall auf Geflüchtete in Heidenau

28. September 2015 - 01:33 Uhr

Als Reaktion auf einen offenbar rechtsmotivierten Überfall versammelten sich am frühen Sonntagabend in Heidenau rund 100 Menschen unmittelbar vor der örtlichen Erstaufnahmeeinrichtung, um sich damit solidarisch mit den Betroffenen zu zeigen. Zuvor hatte die Polizei eine Demonstration mit dem Verweis abgelehnt, nicht genug Personal für den Schutz der Veranstaltung zur Verfügung stellen zu können. Nach dem Überfall vom Vorabend hatten sich auch am Sonntag wieder kleinere Gruppen mit Nazis in der Nähe getroffen. Grund genug für Warnungen an die in Heidenau untergebrachten Asylsuchenden, ihre Unterkunft in Zukunft nur noch in größeren Gruppen zu verlassen. Dennoch, so berichtete Asylsuchende weiter, seien weniger körperliche Angriffe, als vielmehr die täglich erlebte offene Anfeindung für sie das Problem. Bevor die aus Dresden angereisten Aktivistinnen und Aktivisten nach etwa zwei Stunden den Ort wieder verließen, tanzten und sangen sie noch einmal gemeinsam mit den in dem ehemaligen Baumarkt untergebrachten Menschen.

Anlass für die kurzfristig angemeldete Kundgebung war ein Überfall durch eine Gruppe von etwa 15 Jugendlichen auf vier Männer aus Pakistan am Samstagabend in der Heidenauer Innenstadt. Die Männer im Alter zwischen 24 und 42 Jahren hatten auf einer Wiese in der Nähe des Bahnhofs gegessen und waren eigenen Angaben zufolge aus der Gruppe heraus unvermittelt mit Glasflaschen angegriffen und geschlagen worden. Bei dem Angriff wurden alle vier Personen verletzt. Ein 24-Jähriger, dem eine Glasflasche auf den Kopf geschlagen worden war, musste ebenso wie ein 33-Jähriger anschließend ambulant behandelt werden. Nachdem die russischsprachigen Angreifer verschwunden und die Betroffenen in ihre Unterkunft zurückgekehrt waren, berichteten sie den Wachleuten von dem Übergriff. Diese informierten daraufhin die örtliche Polizei.

Obwohl die Tat bereits am Samstagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet wurde, dementierte die Polizei noch am Sonntag gegenüber der Presse mehrfach den Vorfall. Später entschuldigte sich das Lagezentrum für die Meldung. Erst nach „längerer Recherche“ hätten die Beamtinnen und Beamten schließlich doch noch eine Anzeige von besagtem Abend gefunden. Ihrer Darstellung nach soll es vor der Tat auf der Bahnhofstraße zunächst zu einer „verbalen Auseinandersetzung“ zwischen den beiden Gruppen gekommen sein. Eine Behauptung, die die Betroffenen jedoch bestreiten. Bereits am Vortag hatte es an gleicher Stelle eine Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen gegeben, dabei waren auch die Personalien von einigen der Beteiligten festgestellt worden. Die Polizei prüft nun, ob beide Taten miteinander in Zusammenhang stehen.


Veröffentlicht am 28. September 2015 um 01:33 Uhr von Redaktion in Nazis

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