Nazis

7 Jahre und 10 Monate wegen Brandanschlag auf die RM16 (Update)

13. September 2011 - 13:28 Uhr - 6 Ergänzungen

Stanley Nähse bei einer Nazidemonstration

Der Prozess wegen eines Brandanschlags auf ein alternatives Wohnprojekt in Dresden Pieschen im August vergangenen Jahres ging heute zu Ende. Der Angeklagte Stanley Nähse wurde zu einer Jugendstrafe von 7 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Das Gericht folgte der Anklage der Staatsanwaltschaft wegen zehnfach versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung. Die Urteilsverkündung fand wieder öffentlich statt, nachdem die Richterin am ersten Prozesstag dem Antrag der Verteidigung stattgab die Öffentlichkeit vom Verfahren auszuschließen. Ob Nähses Verteidigung gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen wird, ist bislang unklar. Er hat hierfür eine Woche Zeit.

In einem halbherzigen Geständnis hatte der Angeklagte zuvor eingeräumt, eine mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllte Flasche in ein Fenster des Wohnhauses in der Robert-Matzke-Straße geworfen zu haben. Als Grund gab Nähse an, einen Streit mit seiner Freundin gehabt zu haben. Das Gericht konnte der Einlassung scheinbar wenig Glauben schenken. Seit mehreren Jahren habe Nähse seinen Hass gegen das Haus und deren Bewohner aufgebaut, so die Nebenklage. Diese ging von Anfang an von einem politischen Motiv aus. Zudem soll Nähse zuvor schon bei der rechten Gruppe „Assipöbel Dynamo“ aktiv gewesen sein, auf deren Konto mehrere Angriffe auf das alternative Wohnhaus gingen.

Aufruf zur Gewalt gegen die RM16Stanley Nähse ist in Dresden kein Unbekannter. Seine Sprühereien prägten jahrelang das Bild von Pieschen und Trachau. Mit Begriffen wie „H8C“, „Hatecore“ oder Sprüchen wie „Antifa verjagen“ und Keltenkreuzen beschmierte Nähse in nächtlichen Rundgängen das Gebiet um die Robert-Matzke-Straße. Diese wurde immer wieder mit Steinen und Flaschen angegriffen. Vor einigen Monaten tauchten zudem Aufkleber mit dem Motiv des Hauses und der Aufschrift „Robert-Matzke-Straße 16 – Antideutsche Strukturen angreifen“ auf. Unterschrieben waren diese mit den Namen „Autonome Nationalisten Dresden“. Ein Label, welches sich Nähse selbst gerne zuschrieb und deshalb aus der Naziszene nicht nur Anerkennung erhielt. In einem Naziforum kritisierte der Dresdner Nazikader Maik Müller das Auftreten und Verhalten Nähses.

Vor einem Jahr war es in Dresden zu insgesamt drei Brandanschlägen gekommen. Nachdem bisher unbekannte Täter versucht hatten, ein alternatives Wohnprojekt in Dresden-Löbtau anzuzünden, war das alternative Wohnprojekt in Pieschen zum Ziel eines rechten Brandanschlags geworden. Wenig Tage später brannte die Eingangstür des Begräbnishauses auf dem Neuen Jüdischen Friedhofs in Johannstadt. Bis heute konnte nur Stanley Nähse als mutmaßlichen Täter von der Polizei gefasst werden.

Update (14.09.2011)

Zur Verkündung des Urteils trug der Angeklagte ein T-Shirt aus dem Sortiment des Fanshops der SG Dynamo Dresden. Mehrere Regionalzeitungen nutzten dieses um ihre Berichterstattung zu illustrieren. Der Verein reagierte nun heute in einer Pressemeldung und distanzierte sich sowohl vom Täter als auch „grundsätzlich von Rassismus, Fremdenhass und Diskriminierung jeglicher Art in unserer Gesellschaft“. Damit unterstreicht der Verein erneut sein Engagement gegen Diskriminierung und Rassismus. Bereits beim ersten Heimspiel wurden die schwarz-gelben Trikots gegen schwarz-weiße mit dem Aufdruck „LOVE DYNAMO – HATE RACISM“ ausgetauscht. Eine Spendenauktion brachte ingesamt 3.000 Euro, die der Verein drei gemeinnützigen Vereinen spendete, die sich seit Jahren aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen.


Veröffentlicht am 13. September 2011 um 13:28 Uhr von Redaktion in Nazis

Ergänzungen

  • Donnerstag, 15. September 2011
    (Sächsische Zeitung)

    Dynamo distanziert sich von Rechtsextremisten

    Dynamo Dresden hat sich gestern deutlich von dem am Dienstag verurteilten Rechtsextremisten distanziert. Der 21-jährige Stanley N. hatte bei seiner Urteilsverkündung wegen zehnfachen Mordversuchs ein T-Shirt aus dem Sortiment des Dynamo-Fanshops getragen.

    Der Verein weist etwaige Zusammenhänge zu Personen und Gruppen zurück, „die durch kriminelle Handlungen, Straftaten oder Diskriminierungen den Frieden des öffentlichen Zusammenlebens gefährden“. Dynamo distanziere sich von Rassismus, Fremdenhass und Diskriminierung jeglicher Art, hieß es in einer Pressemitteilung. „Das Gesicht unserer Zweitliga-Mannschaft ist international geprägt, darauf sind wir stolz und verstehen dies auch als klare Botschaft unseres Vereins an unsere Anhänger, Zuschauer und Sympathisanten.“

    Stanley N. hatte im August 2010 einen Molotow-Cocktail in ein Pieschener Wohnhaus geworfen. Er wurde zu sieben Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. (jr)
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2863720

  • Also echt, das zeigt doch wie völlig verblödet der ist! Sein Anwalt wird sich sicher auch gefreut haben. Das kann für Stanley später noch ein unangenehmes Nachspiel haben, denn eine Menge sportlicher Leute fühlt sich angepisst, von einem Vollpfosten und bettnässenden Brandstifter!
    Diesen faschistischen Schmalspurterroristen auch nur in die Nähe von Hooligans zu schieben ist fast schon frech!

    Nazis aus dem Block treten!

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