13 Jahre Haft für rassistischen Mord an Kamal
9. Juli 2011 - 21:22 Uhr
Die 1. Strafkammer des Landgerichts Leipzig verurteilte am Freitag den 33-jährigen Marcus Eckhardt zu einer Haftstrafe von 13 Jahren wegen Mordes mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Eckhardt einen aus dem Irak stammenden Jugendlichen aus rassistischen Motiven niederstach. Der Mitangeklagte Daniel Kappe (29) wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.
In der Urteilsbegründung ging das Gericht über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Diese wollte kein rassistisches Motiv erkennen können und hatte in ihrem Abschlussplädoyer 12 Jahre Haft wegen Totschlags für den Haupttäter gefordert. Das dieser seine rassistische Einstellung auf Körper und Kleidung ständig öffentlich zur Schau stellte, schien die Staatsanwältin nicht zu beeindrucken. Zu einer anderen Einschätzung kam das Gericht. Dieses sah das rassistische Motiv als bestätigt an, weshalb der Angeklagte nicht wegen Totschlags, sondern wegen Mordes verurteilt wurde.
Die Mutter des ermordeten Kamal konnte zur Urteilsverkündung nicht erscheinen. Sie erlitt während des Plädoyers der Staatsanwaltschaft einen Nervenzusammenbruch und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Am 24. Oktober 2010 waren die beiden Angeklagten im Zentrum von Leipzig unterwegs gewesen. Eckhardt war erst wenige Tage zuvor aus der Haft entlassen worden, wo er eine 8-jährige Freiheitsstrafe wegen dreifacher Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung abgesessen hatte. Am Hauptbahnhof stießen die beiden Nazis auf den 19-jährigen Kamal. Nach verbalen Angriffen attackierte Kappe den Jugendlichen zuerst mit Fäusten, Tritten und dann mit Pfefferspray. Als sich Kamal zur Wehr setzte, stach ihm Eckhardt mit einem Klappmesser in den Bauch. Kamal verstarb noch am selben Tag an den Folgen seiner schweren Verletzung.
Mehr Informationen: Initiativkreis Antirassismus
Veröffentlicht am 9. Juli 2011 um 21:22 Uhr von Redaktion in Nazis