„Weg, weg, weg – Mullah muss weg!“
25. September 2022 - 12:23 Uhr
In Dresden zeigte sich die iranische Community solidarisch mit den seit Tagen anhaltenden Protesten im Iran. Etwa 300-400 Menschen gedachten Jina Mahsa Amini mit einer Demonstration am gestrigen Samstag in Dresden und trugen ihre Empörung und ihren Schmerz auf die Straße. Zahlreiche Sprechchöre auf Persisch, Kurdisch und Deutsch, wie „Weg, weg, weg – Mullah muss weg“, „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen Leben Freiheit) und „Nein, nein, nein – keine Diktatur“ waren zu hören.
Die Revolte im Iran begann nach dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini. Die junge Frau war am 13. September von der sogenannten iranischen Sittenpolizei festgenommen worden, da sie angeblich ihr Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben soll. Nach der Ingewahrsamnahme fiel die junge Frau ins Koma und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, wo sie wenige Tage später starb. Die Todesursache ist unklar. Von vielen Menschen in Iran wird der Vorwurf der Folter erhoben. Die iranischen Behörden dementieren das, jedoch sind ihre Angaben nicht unabhängig überprüfbar und grundsätzlich anzuzweifeln.
Die feministischen Aufstände gegen das islamistische Regime im Iran haben mittlerweile das ganze Land ergriffen. In über 100 Städten gibt es täglich Proteste auf den Straßen. Die Menschenrechtsorganisation „Iran Human Rights“ (IHR) geht davon aus, dass bereits mehr 50 Menschen ermordet und hunderte teilweise schwer verletzt wurden. Die iranischen Sicherheitskräfte schießen auf die Demonstrant:innen. Zudem gab es bislang hunderte Festnahmen.
Aus Protest und Solidarität mit den ermordeten Frauen haben viele Frauen damit begonnen, sich die Haare abzuschneiden. Sie nehmen ihre Kopftücher ab und verbrennen sie öffentlich, um ihren Widerstand gegen die Sittenpolizei und ihre Kleidungsvorschriften für Frauen Ausdruck zu verleihen.
Im Iran wurde das Internet und der Empfang landesweit vom Regime abgestellt, um die Organisation der Proteste einzudämmen und die Weltöffentlichkeit von den Geschehnissen fernzuhalten. Mit dem Projekt „snowflake“ reagiert die internationale Community: Ziel ist es, damit die Zensurmaßnahmen im Iran zu umgehen. Das Projekt lebt von der Beteiligung solidarischer Menschen und ermöglicht das weiterhin über die aktuelle Situation berichtet werden kann. Eine Anleitung findet sich bei Twitter.
Während es auch in der Hauptstadt Teheran zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften kam, bei denen öffentliche Gebäude zerstört und Fahrzeuge angezündet wurden, sei ungeprüften Berichten zufolge die iranisch-kurdische Stadt Şino von den Aufständigen befreit worden. Die Sicherheitskräfte seien zurückgedrängt worden und die Bevölkerung habe die Kontrolle über ihre Stadt übernommen.
Am Dienstag, den 27. September soll es eine weitere Solidaritätsdemonstration in Dresden geben. Iranische und kurdische Frauen Dresdens rufen dazu auf, sich dazu um 18 Uhr am Dresdner Hauptbahnhof zu versammeln.
Veröffentlicht am 25. September 2022 um 12:23 Uhr von Redaktion in Feminismus, International