Wir können nicht so weiter machen, als wäre nichts passiert!
18. September 2020 - 16:33 Uhr
Einladung zu einer Debatte! Gastbeitrag von Dresdner Soundsystemen
Am Samstag, dem 29.8.2020 wurden 2 Personen, bei einer Freeparty (selbstorganisierte, unkomerzielle Party) in der Dresdner Heide, lebensbedrohlich mit einem Messer verletzt.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 16-jährigen Neonazi. Bereits vor dem Angriff fiel dieser auf, weil er eine Person rassistisch beleidigte und den Hitlergruß zeigte. Warum die Staatsanwaltschaft dennoch keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat sieht ist uns unklar und macht uns sprachlos.
Welche Motive hinter dem Angriff stecken können wir nur mutmaßen. Auch können wir nicht für die betroffenen und verletzten Personen sprechen. Allerdings wollen wir diese Tat auch nicht unwidersprochen und folgenlos hinnehmen. Denn, so wie es aussieht, hätte es jede:n treffen können und damit ist der Angriff kein individuelles Schicksal, sondern betrifft uns alle.
Uns macht dieser Vorfall sehr bestürzt. Wir gehen gerne auf Freepartys, aber auch gerne in den Park, an den Fluss oder durch die Nacht. Die Ängste und Sorgen, die dieses Ereignis in uns hervorruft, verfolgen uns auch dorthin. Denn, es ist die Frage, in welchem gesellschaftlichen Klima solche menschenverachtenden Taten passieren. Und wir stellen uns die Frage, wie wir diesem Verhalten begegnen können.
Auf Freepartys oder anderen Orten im öffentlichen Raum gibt es keine bezahlten Türsteher:innen und Supportstrukturen, welche die Möglichkeit bieten, uns vor Übergriffen zu schützen und professionelle Nothilfe zu leisten. Umso mehr kommt es auf ein verantwortungsvolles und geschlossenes Handeln von jeder:m von uns an.
Nach den Geschehnissen, bedarf es nicht nur einer juristischen Aufarbeitung der Tat, sondern auch wir müssen uns mit den Ereignissen und Hintergründen auseinandersetzen.
- Welche Strukturen sind nötig, um uns im Notfall handlungsfähiger zu machen?
- Wie können wir bei menschenverachtendem Verhalten und Äußerungen intervenieren?
- Wie verhindern wir, dass Nazis auf Partys kommen?
- Wie können wir Betroffene unterstützen?
Denn wir wollen, dass unsere geteilten Räume kein Ort für Gewalt, Übergriffe und menschenverachtendes Gedankengut sind.
Warst du bei der Party am 29.8.2020 und kannst Aussagen zum Geschehen machen? Wende dich an den Support vom RAA. Sie können dir bei Zeug:innenausagen helfen, bieten dir aber auch Traumabewältigung und andere Unterstützungsleistungen an.
Du gehst auch gerne auf Freepartys oder bist in einem Soundsystem aktiv? Wir möchten uns mit euch über den Umgang mit Gewalt und Nazis auf Freepartys austauschen, um eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln und besser handeln zu können. Melde dich unter: selbstschutz@riseup.net
Wir wollen mit euch gemeinsam Selbstschutz- und Fürsorgestrukturen organisieren!
Ein paar Dresdner Soundsysteme
Veröffentlicht am 18. September 2020 um 16:33 Uhr von Redaktion in Freiräume, Nazis