Freiräume

Überwachungskamera entfernt

26. Oktober 2014 - 13:51 Uhr

Aufmerksamen Menschen dürfte es vielleicht aufgefallen sein, die Überwachungskamera auf der Alaunstraße wurde demontiert, allerdings unfreiwillig. Wie die Dresdner Polizei schreibt, war ein Unbekannter am frühen Donnerstagmorgen auf ein vor einem Nachbarhaus befindliches Baugerüst geklettert und hatte mit Hilfe eines Hammers die an der Hausfassade befestigte Kamera abgeschlagen. Als kurz darauf zwei Mitarbeiter eines benachbarten Imbisses versuchten, den Mann aufzuhalten, wurden sie von einer zweiten Person unvermittelt angegriffen und durch den Einsatz von Reizgas leicht verletzt. Im Anschluss daran flohen die beiden zur Tatzeit maskierten Männer vom Ort des Geschehens.

Nachdem die Kamera im Januar 2008 trotz Protesten von Bewohnerinnen und Bewohners des vor allem in den Abstunden belebten Viertels durch die Polizei installiert worden war, um den „Kriminalitätsschwerpunkt“ Alaunstraße stärker zu überwachen, blieb ihr Wirken in den Folgejahren relativ unbeachtet. Wie wenig die mehrere zehntausend Euro teure Anlage tatsächlich zur Aufklärung von Straftaten beitragen konnte, machen die rassistisch motivierten Übergriffe vom Juni 2008 deutlich, bei denen mehrere Menschen unter den Augen der Polizei durch eine Gruppe von 50 vermummten Nazis angegriffen und verletzt worden waren.

Die Videoüberwachung des öffentlichen Raumes hat sich trotz zahlreicher von Datenschützern kritisierter Vorfälle in den letzten Jahren immer weiter ausgedehnt. Neben staatlichen Akteuren wird dabei zunehmend auch durch private Videoanlagen überwacht und, wie gemeinsame Recherchen des Norddeutschen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung belegen, offenbar auch ohne Gesetzesgrundlage aufgezeichnet. Erst im vergangenen Jahr hatte sich Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) nach einem Bombenanschlag in Boston für einen Ausbau der Videoüberwachung in Deutschland ausgesprochen. Dass viele Menschen kein Problem damit haben, von einer Kamera aufgezeichnet zu werden, habe er aus persönlichen Gesprächen erfahren.


Veröffentlicht am 26. Oktober 2014 um 13:51 Uhr von Redaktion in Freiräume

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