Freiräume | Kultur

Polizei räumt Easttek 2013

19. Juli 2013 - 21:15 Uhr - 10 Ergänzungen

Bereits am Freitag dem 12. Juli sollte über mehrere Tage das alljährliche Easttek-Musikfestival in der Nähe von Goyatz am Südufer des Schwielochsees in Brandenburg stattfinden. Organisiert war das ganze als „Teknival“, eine der Freetekno-Szene entlehnte Veranstaltungsform, bei welcher kein Eintritt erhoben wird, es keine Sponsoren gibt und Musik im oberen tanzbaren BPM-Bereich gespielt wird. Zu den unangemeldeten Treffen reisen oft mehrere hundert Menschen aus ganz Europa an, um gemeinsam unbeschwert und vor allem friedlich bei elektronischer Musik zu feiern. Festivals dieser Art finden in zahlreichen Ländern Europas statt und werden zum Teil von mehreren tausend Menschen besucht.

Doch es kam anders. Bereits kurz vor Veranstaltungsbeginn am Freitagabend kreiste ein Polizeihubschrauber über dem Gelände. Was folgte war ein nach Zeugenberichten martialischer Einsatz von vermummten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, die damit begannen, das Waldgebiet zu räumen und dabei vier Personen wegen angeblicher Widerstandshandlungen festnahmen. Währenddessen kam es jedoch auch zu Übergriffen durch die rund 120 Einsatzkräfte, die die Besucherinnen und Besucher mit Faustschlägen und Pfefferspray traktierten. Viele verängstigte Festivalbesucher wurden zur Personalienfeststellung von der Polizei gewaltsam durch den Wald zu den Einsatzwagen geschleift. Begründet wurde dieser sichtlich überzogene Einsatz im Polizeibericht mit der Verhinderung einer Brandgefahr, dem „widerrechtlichen Einfahren in den Wald“ und der „Belästigung der natürlichen Umwelt“.

Bei vielen Besucherinnen und Besuchern wurden Erinnerungen an das Czechtek 2005 wach, als die tschechische Polizei eine ähnliche Veranstaltung auf brutale Weise räumte und dabei mehr als 80 Menschen verletzte. Berichten zufolge zwang die Polizei auch alkoholisierte Personen dazu, das Waldstück mit ihrem Auto zu verlassen. Die von den Besucherinnen und Besuchern angesprochene Unfallgefahr wurde dabei scheinbar bewusst ignoriert. Ein folgenschwerer Unfall ereignete sich dann auch tatsächlich auf einem Ersatzgelände am Schwielochsee, als ein junger Mann von einem Pickup Truck überrollt wurde und sich erhebliche Verletzungen im Bein- und Beckenbereich zuzog.

Der Polizeieinsatz ist bezeichnend für zwei aktuelle Tendenzen. Zum einen sinkt die Schwelle für den Einsatz von Sondereinheiten der Polizei. Selbst bei unklarer Rechtslage oder nur dem Verdacht des Begehens von Ordnungswidrigkeiten werden die Behörden aktiv. Das hat zur Folge, dass der Raum, in dem sich Menschen ungestört bewegen können, immer mehr eingeengt wird. Andererseits bewirkt diese Form der Kriminalisierung alternativer Kulturformen eine zunehmende Kommerzialisierung des Kulturbetriebes. Das Beispiel aus Brandenburg vom vergangenen Wochenende zeigt, dass mit der Freeteknokultur nun auch eine der letzten verbliebenen Nischen behördlichem Druck ausgesetzt ist. Im gleichen Atemzug geraten auch explizit politisch ambitionierte Projekte und Veranstaltungen immer wieder in den Fokus von Ermittlungen und machen den Spielraum für Kultur abseits des gesellschaftlichen Mainstreams immer kleiner.


Veröffentlicht am 19. Juli 2013 um 21:15 Uhr von Redaktion in Freiräume, Kultur

Ergänzungen

  • Kapitaldiktatur!!!! Womit kein Geld verdient werden kann ist halt verboten! Was haben die Leute denn getan??? Die wollten doch nur friedlich feiern bis dieses Bullenpack kam. Die übertriebene Gewalt geht „immer“ nur von der Polizei aus. Langsam reichts…. Scheis Drecksland!

  • Der Artikel ist sehr subjektiv geschrieben und teilweise ist die Darstellung des Geschehens stark verzerrt. Ich weiß es, weil ich dabei war…

  • so ein sinnloser einsatzt und unverständliche gewalt kann mann einfach so net stehen laßen die drecks bull denken die können alles machen ich bin von diesen scheiß staat extrem enteuscht brandgefahr schon klar man sollte sich echt zusammen tuhen und was gegen solch sinnlosen aktionen der polizei unternehmen das dürfen wir uns so net gefahlen lassen die leute die dort spaß haben wollen sind fridlich kein randalismus also erlich herr staat deutschland was soll der mist ihr solltet euch was schämen

  • @Jokatek: würd mich freuen, wenn sie die tage mal zeit finden, ein paar zeilen zu tippen. irgendwo zwischen den berichten von polizei und den organisatoren findet sich in der regel die wahrheit.

  • Was für ein Artikel. Wenn „wir“ beginnen uns der Schreibe der Bürgerpresse anzunehmen, dann wird so etwas daraus. Ich war auch da und halte den Vergleich mit dem Czechtek 05 für völlig überzogen. Auch dort war ich vor Ort und es war gelinde gesagt bösartig. Die cops haben sich verhalten wie man es von ihnen leider erwarten muss: unkooperativ, ignorant und oft mit dem Verweis auf ihre angebliche berufsbedingte Unfähigkeit sich mit dem aktuellen Geschehen auseinanderzusetzen.
    Hier wird Ursache und Wirkung verdreht.
    Freetekpartys und sonstige Versuche sogenannte „Temporäre Autonome Zonen“ zu schaffen sind eher eine Reaktion auf repressive Regulierung von Feier-und Lebenskultur als eine kuschelige Subkulturnische die jetzt auf einmal von den Bullen angegriffen wird.
    Das zunehmend selbst kleine Feiern mit fast schon surreal anmutendem Einsatz abgeräumt werden fällt auf.
    Die Frage ist wie wir damit umgehen und ob ich mir die Drinks im Schickimickiclub um die Ecke leisten möchte.
    leider habe ich nur au Letzteres eine Antwort. Nö.

  • Sowas Assoziales!Kein Wunder das immer mehr leute gegen die cops sind ! Die Wenden doch nur noch übertriebene Gewalt an!!!!!Nicht mal mehr feiern kann man hier !!!!!Wir werden uns aber nix nehem lassen !!!!Das ist keine Straftat!! Fuck The Police !

  • Das würd auf einer psytrance party nicht passieren.. grund: Heutiger psytrance = alternativkapitalismus…. danke israel!!

  • @wind:

    was ist das denn für ein Kommentar? und was schwingt da eigentlich mit? Schon wieder Israel an allem Schuld, ja??? und scheinbar sind auch diverse PsyTrance-Freeteks übersehen wurden, die auch in aller Regelmäßigkeit Ärger mit den Bullen haben. Dazu kann ich folgenden Bericht der Polizei empfehlen:http://abshalom.npage.de/was-ist-goa.html (etwas scrollen, auf der Original-Seite ist der leider verschwunden)

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