Nach den Ferien ist vor dem Protest – Fridays for Future Demonstration in Dresden
4. September 2019 - 17:04 Uhr
Am vergangenen Freitag wollte die „Fridays for Future„-Bewegung drei Tage vor der Landtagswahl noch einmal auf die Straße gehen. Unter dem Motto „Sachsen zeigt Farbe“ demonstrierten mehrere hundert Schülerinnen und Schüler an diesem Tag in der sächsischen Landeshauptstadt. Auch außerhalb Dresdens fanden mehrere Kundgebungen statt, an denen sich sachsenweit tausende Menschen beteiligten. Bereits im Vorfeld hatten die Aktivistinnen und Aktivisten einen insgesamt 9-Punkte umfassenden Forderungskatalog an die Landespolitik aufgestellt.
An die 500 zumeist junge Menschen hatten sich dazu am vergangenen Freitag erneut in Dresden versammelt. Es war die erste größere „Fridays for Future“-Demonstration seit den Sommerferien, die sich nach einer kurzen Auftaktkundgebung am Altmarkt in Richtung Pirnaischer Platz in Bewegung setzte. Neben Musik und Sprechchören sorgten immer wieder kleinere Choreographien für eine lockere und entspannte Atmosphäre. Ihren Abschluss fand die Demonstration auf der Cockerwiese, die noch eine Woche zuvor als Schauplatz der Abschlusskundgebung der großen Unteilbar-Demo diente. Ebenso wie Unteilbar, lud auch „Fridays for Future“ mit einer Bühne dazu ein, bis in die späten Abendstunden dem Programm aus Musik und Redebeiträgen zu lauschen.
Gegenüber addn.me äußerten sich die Organisatorinnen und Organisatoren erfreut über die Veranstaltungen in Sachsen: „Es ist schön zu sehen, dass es an so vielen Orten dezentrale Demonstrationen gab. Und auch hier haben sich viele Menschen eingebracht, die jetzt zusammen mit uns die Abschlusskundgebung anschauen werden.“ Laut der Pressesprecherin waren an dem Tag in allen sächsischen Städten über 3.000 Menschen auf der Straße. Wichtig ist es ihnen zu betonen, dass nicht nur der Klimaschutz im Vordergrund stehen soll, sondern auch soziale Probleme mitgedacht werden müssten. „Es geht lokal darum, wenn wir davon sprechen, dass wir einen Strukturwandel wollen, dann nur einen, der sozial verträglich ist. Was auch ein Teil von Klimagerechtigkeit ist. Dass es nicht auf dem Rücken der Schwächeren ausgebadet wird.“ Weiter forderte die Schülerin weitgehende Veränderungen: „Es muss sich gesamtgesellschaftlich etwas verändern. Es geht auch um die Klimagerechtigkeit im globalen Süden und Norden. Das muss zusammen gedacht werden.“ Global war auch das Programm, so berichtete auf der Abschlusskundgebung eine indigene Peruanierin von den Umweltzerstörungen im Regenwald ihres Landes.
Neben dem musikalischen Programm stellten mehrere Initiativen ihr Arbeit auf der Bühne vor. So redete ein in der Johannstadt ansässiger Nachbarschaftsverein von den Problemen sozialer Integration und nachhaltiger Politik. Ziel der Aktivitäten sei es, sich gemeinsam gegen soziale Ausgrenzung zu stellen und milieuübergreifend ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Klima- und Sozialpolitik zu schaffen. Ein Sprecher der „Undogmatischen Radikalen Antifa“ (URA), welche ebenfalls mit einen Infotisch vor Ort war, sprach über die Notwendigkeit klima- und antifaschistische Kämpfe zusammen zu denken: „Wir sind heute nicht hier, um junge Leute in unsere Bewegung zu ziehen. Uns ist das Thema selbst wichtig, weil es natürlich Auswirkungen hat. Auswirkungen auf Flucht, aber auch Auswirkungen auf faschistische Parteien und wie sie hier Politik machen können“, so ein antifaschistischer Aktivist im Interview. Weiter bekräftigte er ebenso wie die Sprecherin von FFF noch einmal die Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit: „Das hat ganz viel mit Fluchtursachen zu tun, das hat ganz viel damit zu tun, wie Machtstrukturen global erhalten werden sollen. Wie hier im globalen Norden, der ja noch reich ist, der Rückzug die Antwort der Faschisten ist – die Abschottung nach Außen. Das ist leider eine Sache, die manchmal ein wenig untergeht in der Geschichte der Klimabewegung“.
Schon vor dem Aktionstag hatten die Aktivistinnen und Aktivisten von „Fridays for Future“ einen 9-Punkte-Plan vorgelegt, der die zukünftige Landesregierung zum Handeln zwingen soll. Eine 22jährige Studentin aus Dresden erklärt den Zeitpunkt der Veröffentlichungen: „Wir stellen unsere Forderungen bewusst genau jetzt, eine Woche vor der Landtagswahl, vor. Unabhängig davon, wer die nächste Regierung bildet, erwarten wir, dass unsere Forderungen als Grundlage für zukünftiges Regierungshandeln dienen und als das wahrgenommen werden, was sie sind: unverhandelbar, um das Pariser Klimaabkommen zu erreichen.“ Neben klassischen Klimazielen, wie den Kohleausstieg oder den Ausbau von erneuerbaren Energien, stellten sie auch die Herabsenkung des Wahlalters oder die Umsetzung des Prinzips „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) als Forderungen auf.
Unabhängig vom Ausgang der Landtagswahl, bekräftigten die Aktivistinnen und Aktivisten, dass sie weiterhin auf die Straße gehen wollen. „Wir werden natürlich nicht aufhören zu streiken, sondern weiter Druck machen, damit unsere Forderungen von der zukünftigen Regierung erfüllt werden.“ führt eine Aktivistin aus Leipzig aus. Besonders häufig wurde während der Reden auf den 20. September hingewiesen. In einem Schreiben wird für diesen Tag deutschlandweit zum generationsübergreifenden Klimastreik aufgerufen. Auch in Dresden sollen an diesem Tag mehrere Aktion stattfinden, wie eine Sprecherin gegenüber addn.me bestätigte. Ob sich in Anbetracht der Wahlergebnisse die Situation für die Klimaaktivstinen und Aktivisten im Freistaat verbessert hat, erscheint jedoch mit dem Wahlerfolg der klimaleugnenden Alternative für Deutschland (AfD) fraglich.
Veröffentlicht am 4. September 2019 um 17:04 Uhr von Redaktion in Freiräume, Soziales