Erneut Hausbesetzung in Dresden Neustadt
12. Juli 2020 - 22:58 Uhr - Eine Ergänzung
Am Sonntagvormittag besetzte eine Gruppe Jugendlicher ein Haus auf dem Bischofsweg. Die Aktivist:innen, die sich auf Twitter den Namen Leerstandbewohner*nnen geben, wollten damit auf Leerstand, überteuerte Mieten und fehlende Freiräume für Jugendliche aufmerksam machen. Die symbolisch angelegte Aktion wurde am Nachmittag für beendet erklärt und die Rund 50 Teilnehmer:innen verließen die Versammlung vor dem Objekt. Aufgrund von Plakaten, die am oberen Bereich des Hauses angebracht waren, hat die Polizei Sachsen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs eingeleitet. Nach Informationen des „Neustadt-Ticker“ war das Gebäude vor rund 30 Jahren bereits schon einmal besetzt worden.
Rund 50 Unterstützer:innen der Aktion versammelten sich den Tag über vor dem Gebäude auf dem Bischofsweg. Mit lauter Musik drückten die Aktivist:innen ihre Solidarität mit den Besetzer:innen des seit 16 Jahren leerstehenden Gebäudes auf dem Bischofsweg aus, auch wenn nicht ersichtlich war, ob sich Leute in dem Objekt aufhielten. „Es ist ungeheuerlich, dass dieses Haus über 16 Jahren leersteht, obwohl in der Neustadt Wohnungsnot herrscht“, erklärten die Besetzer:innen ihre Aktion. Ziel sei es, „auf Dresdens Leerstand in Verbindung mit Wohnungsknappheit und die damit einhergehenden steigenden Mieten aufmerksam zu machen“.
Für das Gebäude haben die Aktivist:innen einen Nutzungskonzept ausgearbeitet, welches Begegnungs- und Wohnmöglichkeiten beinhaltet. Nach Angaben der Besetzer:innen sei das Haus in der Äußeren Neustadt schon seit 2003 unbewohnt. 2017 zog auch der russische Spezialitätenladen „Karusell“ aus, welcher bis zuletzt die Ladenfläche bewirtschaftet hatte. Kontakt zu dem Eigentümer des Hauses konnte bisher nicht hergestellt werden. Der Stadtratsabgeordnete Johannes Lichdi von den Grünen mahnte auf Twitter zur Vorsicht, da es sein könnte, dass das offenbar denkmalgeschützte Haus „baupolizeilich gesperrt“ sei.
Die Besetzer:innen kündigten nach Beendigung der sonntäglichen Aktion gegen 15 Uhr an, dass dies nicht das Ende gewesen sei. „Wir haben nicht umsonst ein Nutzungskonzept ausgearbeitet und wir werden uns nicht nur auf Scheinbesetzungen beschränken“, erklärten die Aktivist:innen gegenüber addn.me. Für sie stellte die Aktion ein großer Erfolg dar. Mit der Aktion, so die Besetzer:innen abschließend „konnten wir […] prima auf das leerstehende Haus (Karussell) aufmerksam machen.“ Erst zu Jahresbeginn hatten vor allem junge Menschen ein ebenfalls seit mehreren Jahren leerstehendes Gebäude über mehrere Tage besetzt und die Schaffung eines sozialen Stadtteilzentrums gefordert.
Bild: https://twitter.com/neustadtpiraten/status/1282235132317966337/photo/1
Veröffentlicht am 12. Juli 2020 um 22:58 Uhr von Redaktion in Freiräume