Time to say goodbye
2. August 2017 - 23:09 Uhr - Eine Ergänzung
Zum voraussichtlich letzten Mal bietet sich am Donnerstagabend die Möglichkeit, in der Chemiefabrik eine der längsten Partyreihen der Stadt zu Grabe zu tragen. Nach 19 Jahren und zahlreichen Ortswechseln ruft der fast schon legendäre Jugendtanz nach Auskunft seiner Betreiberinnen und Betreiber zum Totentanz. Die Gründe für das vorläufige Aus sind vielfältig. Anders als noch vor Jahren, als der Jugendtanz Woche für Woche jeden Donnerstag nicht nur zum festen Anlaufpunkt für Jugendliche und Junggebliebene aus Dresden, sondern auch über die Stadtgrenze hinaus wurde, ist inzwischen die Konkurrenz größer und die Belastung nicht weniger geworden. Die nächsten Wochen und Monate sollen dazu genutzt werden, neue Wege auszuloten, vielleicht ja auch mit Dir?
Totentanz? Es lebe der Jugendtanz!
Seit 19 Jahren feiern wir nun schon mit euch zusammen. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen, durch verschiedene Locations und Generationen. Das letzte Jahr befanden wir uns in einer turbulenten Talfahrt und haben es trotz aller Bemühungen nicht geschafft, wieder hoch mit euch hinaus zu steigen. Schweren Herzens mussten wir uns nun eingestehen, dass wir verschiedenen Außeneinwirkungen nicht Stand halten konnten und auch in naher Zukunft nicht werden können.
Das hat diverse Gründe: In verschiedenen Locations in Dresden hat sich in den letzten Jahren und Monaten eine starke Konkurrenz im Nachtleben entwickelt, uns hat Dank dem Ordnungsamt das Rauchverbot eingeholt und immer mehr Jugendtänzer*innen werden in die Lohnarbeit gezwungen oder sehen sich aufgrund des Bologna-Prozesses härteren Vorgaben an den Universitäten und Hochschulen ausgesetzt. Feiern, Arbeiten und Studieren: das lässt sich unter der Woche immer schwieriger organisieren. Außerdem müssen wir uns auch selbst eingestehen, dass uns unter Doppel- oder Dreifachbelastung das Planen und Durchführen einer wöchentlichen Party mehr und mehr über den Kopf gewachsen ist. Ein Zusammenspiel dieser sichtbaren (und wahrscheinlich weiterer unsichtbarer) Faktoren hat unsere Einnahmen zuletzt stark einbrechen lassen und uns finanziell in die Knie gezwungen. Uns blieb letztlich nichts anderes übrig, als eine Entscheidung zu treffen. Und diese wollen wir euch hiermit mitteilen:
Also, setzt euch hin, haltet euch fest und atmet tief durch: Wir laden euch hiermit zu unserem „Totentanz“ am 3. August in die Chemiefabrik ein. Ihr habt richtig verstanden, die „Unquiet Riot“ im August wird der letzte Jugendtanz in der Chemiefabrik sein.
Doch wir wären nicht das Jugendtanz-Kollektiv, wenn wir da nicht nochmal alles geben würden, also kommt vorbei und lasst euch überraschen. Sammelt eure Pfandmarken ein, zieht eure Tanzschuhe an und feiert mit uns ein großartiges Ende, aber auch einen Neuanfang. Denn eins sei euch gesagt: Ihr werdet unser Kollektiv nicht los!
Wir wollen den restlichen Sommer in Ruhe nutzen, um neue Wege auszuloten und zu beschreiten. Es muss auch weiterhin möglich sein, selbstorganisiert eine coole Party mit politischem Anspruch, fairen Preisen und Löhnen sowie einem fantastischen Publikum und lokalen Künstler*innen auf die Beine zu stellen. Haltet Ohren und Augen also offen.
Gerne könnt ihr euch persönlich oder per Mail (jugendtanz@azconni.de) an uns wenden, wenn ihr an der Auferstehung des Jugendtanzes mitarbeiten und ein für Dresden nach wie vor notwendiges Projekt unterstützen wollt. Ob kreative*r Hedonist*in, Workaholic oder kritischer Geist: Du bist gefragt!
Wir bedanken uns schon jetzt ein mal bei all unseren jahrelangen Jugendtänzer*innen für eine tolle Zeit, unvergessliche Abende und hoffen, dass ihr euch genauso auf unsere Rückkehr und einen Neuanfang freut wie wir. Das Jugendtanz-Kollektiv wird weiterhin in der Dresdner Partyszene mitmischen und schon bald mit euch in neuem Glanz wieder wilde Nächte feiern.
Kommt im Juli zu unseren letzten Jugendtänzen in der Chemiefabrik – ab 18 Uhr sind wir mit unserem Warm Up und tollem Programm für euch am Start, um den letzten Monat in allen Zügen zu genießen. Und am 03. August heißt es dann: Hereinspaziert zum Totentanz – auf eine vorerst fulminante letzte Runde …
Save the last dance! In love,
das Jugendtanz-Kollektiv
Veröffentlicht am 2. August 2017 um 23:09 Uhr von Redaktion in Antifa, Freiräume, Kultur
Ach ja, Schuld hat natürlich das Rauchverbot. Typische Ausrede für unfähige Wirte etc.