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The truth lies in Rostock

25. August 2012 - 18:53 Uhr - 2 Ergänzungen

Heute vor 20 Jahren randalierten im Rostocker Plattenbauviertel Lichtenhagen mehr als 1.000 Menschen vor der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern und dem Wohnheim „Sonnenblumenhaus“. Die Randalierer bewarfen auch am vierten Tag in Folge die wenigen eingesetzten Beamtinnen und Beamten mit Steinen, Signalraketen und setzten mehrere Fahrzeuge in Brand. Am Abend zuvor war es der marodierenden Menge unter den Augen tausender Schaulustiger gelungen, die unteren Etagen des Gebäudes, in dem sich zu dem Zeitpunkt etwa 150 Menschen aufgehalten hatten, anzuzünden. Die vom Feuer eingeschlossenen Menschen konnten erst im letzten Moment über das Dach in ein angrenzendes Gebäude flüchten, während die Polizei Stunden brauchte, um die Feuerwehr beim Löschen der Brände zu unterstützen. Der Brand in einem Flüchtlingswohnheim in Stuttgart genau 20 Jahre später zeigt, dass sich an der menschenunwürdigen Praxis der zentralen Unterbringung noch immer nichts geändert hat.

Aus diesem Anlass demonstrierten heute in Rostock knapp 6.000 Menschen unter dem Motto: „Grenzenlose Solidarität“, um damit nicht nur auf den in­sti­tu­tio­nel­len und all­täg­li­chen Ras­sis­mus in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, sondern auch um ein Ende der Ab­schie­bun­gen, Re­si­denz­pflicht und das Recht auf Asyl zu fordern. Gleichzeitig wurde durch die Bundesvorsitzende des Naziopferverbands VVN-BdA, Cornelia Kerth, am Rathaus der Stadt eine Gedenktafel zur Erinnerung an die als Pogrom bezeichneten tagelangen Ausschreitungen eingeweiht. Bei einer ähnlichen Aktion 20 Jahre zuvor war die prominente Nazigegnerin und Journalistin Beate Klarsfeld gemeinsam mit mehreren Menschen von der Polizei brutal festgenommen und nach stundenlangen nächtlichen Verhören aus Rostock weggebracht worden.

Als Erinnerung an die Ereignisse vor zwei Jahrzehnten lohnt sich ein Blick in die Dokumentation „The truth lies in Rostock“ (Die Wahrheit lügt/liegt in Rostock), in der etliche unmittelbar Beteiligte über ihre Eindrücke berichten und damit einen detaillierten Einblick in die Situation jener August-Tage in der vor allem von vietnamesischen Vertragsarbeitern bewohnten Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZAST) geben. Eine Reportage über das Versagen staatlicher Sicherheitsorgane und das heimliche Einverständnis der Politik, die als Reaktion auf die Ausschreitungen von Lichtenhagen nur wenige Monate später mit den dafür notwendigen Stimmen der SPD eine Änderung des Grundgesetzes und damit die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl in Deutschland durchsetzte.

Weiterer Artikel: Tausende mucken in Rostock auf (25.08.2012)

The truth lies in Rostock (1993):


Veröffentlicht am 25. August 2012 um 18:53 Uhr von Redaktion in Antifa

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