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Gegen Faschismus und schlechte Laune am Montag

21. Dezember 2023 - 14:41 Uhr

Der Montag ist ein fieser Tag. Vor allem in Ostdeutschland, aber nicht nur, weil für die meisten Menschen die Arbeitswoche beginnt. Stattdessen ist der Montag seit 2014 der Tag für rechte Demonstrationen, Hetze, Hass und Gewalt. Seit 2014 Pegida entstand, erleben zahlreiche Klein- und Großstädte in der BRD Montag für Montag die selbe, ermüdend absurde Tortur. Für politische Gegner:innen und von Rassismus betroffene Menschen sind die Innenstädte in dieser Zeit nicht selten auch Angsträume, in denen sie nicht offen auftreten können. Das war nicht immer so. Die politische Geschichte des Montags hat in der Vergangenheit auch lichtere Seiten. Am 20. November 2023 öffnete der „Montagsbums“ in Görlitz ein neues Kapitel. 

Autohäuer zu Flüchtlingsheimen

Bereits das Sharepic, dass zu der Demonstration aufrief, versprach ein kurzzeitiges Queertopia statt der sächsischen Tristesse. Montag für Montag verbreite der örtliche Ableger der rechten Montagsdemonstrationen Lügen und Halbwahrheiten. Ernsthafte Auseinandersetzung mit politischen Themen gerate so zur Farce. „Unsinn“, so die Organisator*innen, „können wir besser.“

Am Auftaktort der Demonstration fanden sich etwa 200 Menschen ein. Viele waren der Einladung gefolgt und hatten sich mit Regenschirmen, Perücken und Kostümen für den großen Montagsbums gewappnet. Begrüßt wurden sie von den beiden Satirefiguren Volker und Volker, die alle herzlich zur ersten Görlitzer Volkerparade einluden. Mit Schere, Stein und Papier und anschließender Pollonese wurde der größte Volker an diesem Abend ermittelt. 

Anschließend spendierte eine Glücksfee via Glücksrad das Demomotto für den ersten Demonstrationsabschnitt des Abends: Autos. Dieser vom Zufall getroffenen Entscheidung beugten sich die Demonstrationsteilnehmer:innen und begannen den ersten Streckenabschnitt mit dem Schlachtruf „Autohäuser zu Flüchtlingsheimen“.

Rechte Demonstrationen in Görlitz

Metzker berichtet auf Twitter/X regelmäßig von und über linke Protest.

Seit etwa drei Jahren demonstriert in Görlitz jeden Montag eine Mischung aus Corona-Leugner:innen und Neonazis. Sowohl die Partei „Freie Sachsen“, als auch die AfD und außerparlamentarische, neonazistische Gruppierungen, wie die „Jugend ohne Migrationshintergrund“ nehmen regelmäßig an den Demos teil. Als Redner:innen traten in der Vergangenheit zum Beispiel der Gründer des Dresdner Querdenken-Ablegers Marcus Fuchs und Michael Brück von den „Freien Sachsen“ auf. Die Teilnehmer:innenzahl liegt in der Regel bei etwa 200 Menschen. 

Besonderen Zulauf erhielt der Montagsspuk am Postplatz in diesem Jahr, nachdem es vor einer Görlitzer Diskothek zu einer Auseinandersetzung gekommen war. An ihr sollen laut Polizei mehrere Männer mit syrischer und irakischer Staatsbürgerschaft beteilligt gewesen sein. Daraufhin riefen die „Freien Sachsen“ in den sozialen Netzwerken zu Selbstjustiz auf und organisierten eine Kundgebung gegen die Entlassung der Tatverdächtigen aus dem Polizeigewahrsam. Die Montagsdemonstration am 10. Juli 2023, zwei Tage nach den Ereignissen, erhielt großen Zulauf. Der Organisator, Autohändler und Eröffnungsredner Frank Liske distanzierte sich zu Beginn zwar deutlich von Gewaltaufrufen. Auf ihn folgten aber mehrere extrem rassistische und queerfeindliche Reden,  unter anderem von dem AfD- Abgeordneten Sebastian Wippel

Auch am 20. November positionierte sich Liske eindeutig.

„Dies hat verdeutlicht, dass die Organisatoren keine Scheu haben, mit der extremen Rechten zu paktieren. Umso ätzender, dass sie sich dann jede Woche als Demokratieretter hinstellen. Der Rückbezug auf den Volksbegriff ermöglicht den Leuten, die Beteiligung anderer politischer Strömungen oder Meinungen zu negieren. Gute Ansatzpunkte für uns, diese hirnrissige Logik mal schön durch den Kakao zu ziehen. Wer sich mit so einer kleinen Meute für die absolute Mehrheit hält oder Freiheit nur noch so definiert, wie sie dem eigenen Ego dient, egal, ob andere darunter leiden, wer so unerreichbar für Argumente geworden ist, der verdient es, dass sich mal auf einer anderen Ebene mit Ihnen beschäftigt wird. Wenn man dem ganzen bekannten Elend mal satirisch begegnet, geht einem wenigstens nicht der Spaß bei der politischen Arbeit verloren.“ sagte ein Organisator des Montagsbums am 20. November gegenüber addn.me. 


Veröffentlicht am 21. Dezember 2023 um 14:41 Uhr von Redaktion in Antifa, Events

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