Demonstration in der Dresdner Neustadt: „Kein Viertel für Nazis“
13. Juli 2019 - 20:29 Uhr - 2 Ergänzungen
Unter dem Motto „Kein Viertel für Nazis“ demonstrierten am 5. Juli mehrere hundert Menschen in Dresden. Anlass für die von der Undogmatischen Radikalen Antifa (URA) organisierten Demonstration sind die jüngsten Entwicklungen in der Äußeren Neustadt und dem angrenzenden Hechtviertel. Anders als noch zur Jahrtausendwende, kam es in der zurückliegenden Zeit zu einer ganzen Reihe von rechten Übergriffen. Nachdem sich zu Beginn der 1990er Jahre gerade die Äußere Neustadt auch über Dresden hinaus einen Ruf als alternatives Viertel erarbeiten konnte, zeigen die aktuellen Vorfälle, dass durch Gentrifizierung und dem damit unweigerlich verbundenen Wegfall von Freiräumen vor allem an den Wochenenden nicht nur kontinuierlich rassistisch motivierte Polizeikontrollen stattfinden, sondern vermehrt auch rechtes Klientel ungestört im Viertel auftritt. Letzter Höhepunkt waren die Übergriffe am 20. April, als betrunkene Nazis auf der Alaunstraße Hitlergrüße zeigten und versuchten, Menschen anzugreifen.
Vom Treffpunkt an der St. Pauli-Ruine im benachbarten Hechtviertel zogen zunächst etwa 300 Menschen begleitet von der Polizei über die Rudolf-Leonhard-Straße zum Bischofsplatz, wo vor dem Laden des AfD-Landtagskandidaten und Höcke-Unterstützers Hans-Jürgen Zickler der Neustädter Kommunalpolitiker Martin Plötze (AfD) im Vorfeld zum „Dialog“ aufgerufen hatte. Dem Aufruf folgten etliche Menschen, darunter auch bekannte Mitglieder der inzwischen durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachteten Identitären Bewegung (IB) wie Yannick Pochert und Ricardo Knöfel. Während ein Teil der geladenen Gäste den Demonstrationzug unter Polizeischutz filmten und bepöbelten, hatte sich auf dem Dach der daneben gelegenen Kneipe Knöfel mit einer Kamera postiert, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration in Anti-Antifa-Manier zu fotografieren. Nach Bekanntwerden der Causa Zickler war im April dessen Gebäude mit pinker Farbe markiert und mit Bauschaum verklebt worden.
In mehreren Redebeiträgen wurden später die aktuellen Tendenzen sowie personelle Verbindungen aufgezeigt und daran appelliert, Nazis keine Räume zu geben. Nicht zuletzt die positiven Erfahrungen aus den 1990er Jahren, als auf Angriffe durch Nazis im Viertel mit Entschlossenheit reagiert wurde, haben gezeigt, dass auch in Zeiten eines gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck Widerstand möglich ist. Zugleich wurde dazu aufgerufen, sich an der #Unteilbar-Demonstration vor den am 1. September anstehenden Landtagswahlen in Sachsen zu beteiligen. Nachdem auf der ersten Zwischenkundgebung am Alaunpark die Gruppe „Furia“ auf die mittlerweile herrschenden sexistischen Normalzustände im Viertel aufmerksam gemacht hatte, folgte ein Redebeitrag des selbstverwalteten Cafés „malobeo“ in der Kamenzer Straße, in dem auf die Notwendigkeit von Freiräumen eingegangen wurde. Während sich Teile der Neustädter Nachbarschaft auf Plakaten mit den Forderungen solidarisch zeigten, stießen im weiteren Verlauf immer mehr Menschen zur Demonstration.
Mit nun fast 700 Menschen ging es schließlich die Görlitzer Straße entlang weiter bis zum Vorplatz des Neustädter Kulturzentrums Scheune. Unmittelbar vor der „My Bar24“ wurde dort noch einmal an die Vorfälle vom 20. April erinnert und Gewerbetreibende dazu aufgefordert, sich von Nazis zu distanzieren. Direkt im Anschluss wurde in einem Redebeitrag zu einem Abschiebestopp nach Pakistan aufgerufen. Anlass dafür war eine Sammelabschiebung von insgesamt 44 Menschen in das von politisch/religiösen Konflikten geprägten Land wenige Tage zuvor. Die Demonstration endete schließlich mit drei weiteren Redebeiträgen ohne besondere Vorkommnisse auf dem Albertplatz. Zuvor hatten vom Dach der letzten unsanierten Plattenbauten in der Alaunstraße mehrere Menschen Pyrotechnik entzündet. Im Nachgang patroullierte die Polizei bis in die Abendstunden an den im Verlauf der Demonstration thematisierten Orten. Insgesamt waren 200 Beamtinnen und Beamte im Einsatz, zusätzlich kreiste zu Beginn und zum Ende der Demonstration ein Hubschrauber über dem Stadtteil.
Titelbild: Pixel_Roulette
Veröffentlicht am 13. Juli 2019 um 20:29 Uhr von Redaktion in Antifa
Guter Bericht, klasse Aktion und noch was in #HoGeSatzbau Manier, leider hat sich ein Komma davon gemacht.
… hatte sich auf dem Dach der daneben gelegenen Kneipe [,] K. mit einer Kamera postiert …
Und eine Frage, warum werden die Klarnamen veröffentlicht?