Antifaschistische Demonstration gegen rechte Gewalt in Dresden
15. September 2020 - 20:37 Uhr
Am vergangenen Freitag zogen rund 200 Aktivist:innen unangemeldet durch die Dresdner Neustadt und forderten eine Aufklärung der Geschehnisse auf einer FreeParty vor zwei Wochen. Ein mutmaßlich rechter Jugendlicher hatte bei der Veranstaltung auf zwei Personen eingestochen und beide lebensgefährlich verletzt. Die Demonstrant:innen erhoffen sich, dass in den Ermittlungen ein politisches Tatmotiv mit einbezogen wird. Bisher geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Ideologie des Täters keine Rolle im Tathergang gespielt habe. Auch Medien berichten nur verhalten über die Tat. Nach einer halben Stunde wurde die Demonstration beendet, ohne das es zu Zwischenfällen kam. Die Polizei war die ganze Route über nicht präsent.
Mit viel Rauch und Bengalos setzte sich die Demonstration am frühen Freitagabend vom Scheunevorplatz aus in Bewegung und zog weiter über die sogenannte Krawallecke zum Alaunplatz und zurück zum Startpunkt. In einem zuvor von der „Undogmatischen Radikalen Antifa Dresden“ veröffentlichten Beitrag wurde über die Hintergründe des Messerangriffes während einer Party in der Dresdner Heide berichtet. Die Gruppe stellte dabei den Angriff in einen Kontext von immer häufiger auftretenden rechten Übergriffen im letzten Jahr, sowie eine Verschiebung des öffentlichen Diskurses nach Rechts. Letzteres „animiert die schweigende Mehrheit zu vor Hass geifernden verbalen Ausfällen. So wird die Hemmschwelle herabgesetzt, was einer Legitimation physischer Angriffe in die Hände spielt“.
Darüber hinaus kritisierte die Gruppe die mediale Berichterstattung über die Geschehnisse. Der brutale Übergriff war der Lokalpresse meist nur eine Randnotiz wert und zumeist auf das Attribut „illegale Technoparty“ reduziert. Ausschlagebend sei nach Ansicht der Gruppe aber das Verhalten von Polizei und Staatsanwaltschaft: „Da geht ein bekennender Rechter, der seine Existenz, aufgrund seines Entbindungsortes und seiner Haut’farbe‘ über die eines anderen gestellt und rumgehitlert hat, bewusst mit einem Messer auf politische Gegner*innen los und nimmt deren Tod in Kauf. Die Staatsanwaltschaft leugnet ein politisches Motiv und die Cops sprechen aktuell von ‚gefährlicher Körperverletzung‘. Mit einem Appell, Polizeimitteilungen nicht nur zu übernehmen, sondern kritische Nachfragen zu stellen, wandten sich die Aktivist:innen dazu direkt an Journalist:innen.
Schließlich zog die Gruppe ein Fazit zur Demonstration: „Die Gefahr von Rechts muss endlich ernst genommen werden! Denn rechte Ideologie ist in ihrer Konsequenz immer tödlich. Dazu gehört auch, dass das reflexhafte und bagatellisierende ‚Aber die Linken!‘ gelassen wird.“ Zudem müsste nach Meinung der Gruppe auch in den Zeitungsredaktionen mittlerweile angekommen sein, dass die Polizei keine neutrale Quelle ist. Diese Einsicht sollte auch aus den Erfahrungen des NSU-Komplexes gezogen werden. Anders als der Angriff vor 14 Tagen, hatten in den zurückliegenden Wochen Diskussionen über abgebrannte Mülltonnen in Leipzig die Berichterstattung in Sachsen bestimmt.
Bild: https://twitter.com/ProtestFotoDD
Veröffentlicht am 15. September 2020 um 20:37 Uhr von Redaktion in Antifa