Aktion gegen Kieswerk und Angriff auf Waldbesetzung bei Ottendorf-Okrilla
1. Februar 2023 - 07:58 Uhr
Am Montag, den 30. Januar, störte eine Gruppe von Klimaaktivist:innen den geregelten Betriebsablauf des Kieswerks Ottendorf-Okrilla (KBO) bei Dresden. Sie kletterten auf Werkseigentum und zeigten ein Banner mit einem Hinweis auf das Bundesnaturschutzgesetz. Damit protestieren sie gegen die umstrittenen Erweiterungspläne des Kieswerks, das für die enorme Ausdehnung seiner Tagebaue mindestens 134 Hektar Wald roden will. Zudem würden zur Zerstörung eines Moores sehr wahrscheinlich weitere hinzukommen, da die Kiesschichten als filternde und speichernde Funktion für das austretende Quellwasser, das die Moore bildet, abgebaggert würden.
Die beteiligten Aktivist:innen begründeten die Aktion damit, dass der Konzern gegen den Widerstand der Landratsämter Bautzen und Meißen, vieler Anwohner:innen sowie zahlreicher Umweltorganisationen an seinen Plänen festhält. Dadurch würden die bisherigen Abbaufelder auf insgesamt 900 Hektar ausgedehnt und damit Europas größtes Kiesabbaufeld geschaffen.
„Es ist frech, in Zeiten der Klimakrise private Konzernprofite über intakte Natur und Gemeinwohl zu stellen“, kommentierte Charlie Kiehne als Beteiligte ihren Einsatz. Ihr Mitstreiter Samuel Bosch rief zudem alle Anwohner:innen dazu auf, in die Waldbesetzung zu kommen, dort klettern zu lernen und dann mit Blockaden das Kieswerk in seine Schranken zu weisen.
Die Aktivist:innen sind vermutlich Teil der Waldbesetzung in der Nähe des Kieswerkes der KBO. Diese wurde im Sommer 2021 als Protest gegen die Ausweitung des Kiesabbaugebietes errichtet und reiht sich in den langjährigen Widerstand gegen die Zerstörung von Wäldern und Mooren durch die KBO ein.
Angriffe auf Klimaschützer:innen
In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar 2023 ist es nach Angaben der Waldbesetzer:innen im Heidebogen zu einem Angriff auf ihre Mahnwache/Infrastruktur gekommen.
Nach der Räumung des besetzten Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen hatten auch rechte Gruppen in sozialen Medien verstärkt über die Waldbesetzung im Norden Dresdens geschrieben.
Bilder, die am Sonntag auf dem Twitter-Kanal @heibo_bleibt veröffentlicht wurden, zeigen die Folgen des Angriffs: Brandspuren, ein zerstörter Aufsteller mit Informationen zur Waldbesetzung, ein Dixieklo und ein Wasserkanister, die mutmaßlich mit einer Kettensäge zerschnitten worden sind. Schon in der Nacht zuvor sollen Angreifer:innen in den Wald gekommen sein, die versuchten auf die Baumhäuser zu gelangen.
Auf dem Telegramkanal der „Freien Jugend“ – der Jugendorganisation der „Freien Sachsen“ – waren im Januar mehrere Posts zur Räumung des besetzten Dorfes Lützerath erschienen. Ihr Ton schwankt zwischen Bewunderung für die Zähigkeit der Umweltaktivist:innen und unverhohlenem Hass auf jeglichen Klimaaktivismus. In einem heißt es dann auch, angesichts der Besetzung in der Nähe der eigenen „Aktionshochburg Freital“, müsse man jetzt aktiv werden und in den Städten auf die Straße gehen. Diese Aufforderung kann als Schutzbehauptung angesehen werden, damit nicht die „Freie Jugend“ für folgende Aktionen der eigenen Klientel verantwortlich gemacht werden kann.
Bei der Gruppe handelt es sich, ebenso wie bei der Mutterpartei „Freie Sachsen“, um radikalisierte Querdenker:innen, Neonazis und Klimawandelleugner:innen. In ihren Posts schwadronieren sie wahlweise vom Sturz der Coronadiktatur, dem drohenden Zusammenbruch und einem Tag X oder auch gegen die Legalisierung von Insektenmehl in Lebensmitteln.
Veröffentlicht am 1. Februar 2023 um 07:58 Uhr von Redaktion in Ökologie