UNSICHTBARe Orte des Grauens – Ausstellung im Zentralwerk
21. Mai 2022 - 16:16 Uhr
Vom 5. Mai bis 6. November 2022 ist die Fotoausstellung „UNSICHTBAR“ des Münchner Architekturfotografs Rainer Viertlböck im Zentralwerk in Dresden-Pieschen zu sehen. Die Ausstellung zeigt den KZ-Komplex Flossenbürg in ihrem heutigen Zustand. Seit Jahren setzt sich Rainer Viertlböck in seinem Werk „Strukturen der Vernichtung“ mit Orten nationalsozialistischer Verbrechen in Europa intensiv auseinander.
Der KZ-Komplex Flossenbürg umfasste insgesamt 78 Außenlager, welche sich von Prag bis Würzburg und von Nord-Sachsen bis Niederbayern befanden. In den acht Lagern, die ihren Standort im heutigen Stadtgebiet Dresdens hatten, mussten etwa 4.500 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit meist für die Rüstungsindustrie leisten.
Die Spuren dieser massenhaften Vernichtung, Verfolgung und Zwangsarbeit sind heute in Dresden kaum noch sichtbar. Einige Lagergebäude wurden abgerissen, andere werden heute ganz pragmatisch als Wohnhäuser oder Supermärkte genutzt. Die ausgestellten Fotos der Außenlager verdeutlichen einerseits unseren Umgang mit den Verbrechen der Nationalsozialist*innen und führen uns andererseits auch die Omnipräsenz dieser Verbrechen in öffentlichen und privaten Räumen vor Augen.
Der Ausstellungsort ist nicht zufällig gewählt. Der Gebäudekomplex des heutigen Zentralwerks ist ein solcher Ort des Verbrechens. Im damaligen Goehle-Werk mussten in den letzten sieben Kriegsmonaten 648 Frauen vor allem aus Polen und der Sowjetunion unter Zwang und Gewalt Zeitzünder, Brandschrapnellen für Flakgeschosse und Bombenzünder für die Zeiss Ikon AG herstellen. Bei den Frauen handelte es sich um Inhaftierte aus den KZ Auschwitz, Ravensbrück und Flossenbürg. Untergebracht waren die Frauen unter miserablen Zuständen direkt im Werk. Die Zeiss Ikon AG lies 1944/45 mindestens 2.600 weitere Zwangsarbeiter:innen und etwa 1.000 KZ-Inhaftierte für sich in ihren Dresdner Werken arbeiten. In der DDR wurde die Produktionsstätte für die Druckerei Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft genutzt, wo das Mitglied der Bewegung 2. Juni Inge Viett unter dem Decknahmen Eva-Maria Sommer Anfang der 1980er Jahre arbeitete. Das Saalgebäude, der damalige Karl-Herrmann-Saal, war eine der wenigen und wohl die wichtigste Kulturstätte im zerstörten Dresden der Nachkriegszeit.
Ziel der Ausstellung sei durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte einen Reflexionsvorgang in Bewegung zu setzen, der nachhaltig die Öffnung neuer Denkräume ermöglicht. „Unser Ziel ist an der Weiterentwicklung unserer erinnerungskulturellen Arbeit vor Ort zu arbeiten und die Kooperation mit anderen Akteuer[:innen] (Künstler:innen, Institutionen, Bürger:innen aus der Nachbarschaft und darüber hinaus) zu vertiefen“, steht in der Informarionsbroschüre zur Ausstellung.
Die Ausstellung ist vom 5. Mai bis 6. November 2022 immer am Wochenende von 17:00 bis 20:00 Uhr und nach Terminvereinbahrung geöffnet. Auch Gruppenführungen sind auf Anfrage unter verein@zentralwerk.de möglich. Da sich neben den Fotografien weitere Informationen zum KZ-Komplex Flossenbürg hinter QR-Codes verstecken, empfiehlt es sich, ein Smartphone für den Ausstellungsbesuch mitzunehmen.
Bildquellen
Bild 1: http://www.tangential.de/extermination/flossenbuerg#17_Flossenbuerg.jpg
Bild 2: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Flossenb%C3%BCrg#/media/Datei:Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Flossenb%C3%BCrg_(September_2019).jpg
Veröffentlicht am 21. Mai 2022 um 16:16 Uhr von Redaktion in Antifa