Auf der Seite des Humors?
19. August 2020 - 18:46 Uhr - 2 Ergänzungen
Lisa Eckhart, deutsch-österreichische Kleinkunst, gewaltvolle linke Gruppierungen – und in den deutschen Feuilletons wird die Satire zur letzten Bastion des: „Das wird man doch wohl mal sagen dürfen“. So auch Oliver Reinhard im Feuilleton der Sächsischen Zeitung vom 13. August mit dem Artikel: „Boykottkultur gegen Unliebsame“. Der Artikel entzündete sich an einem gemeinsam mit mehreren Gruppen veröffentlichten kritischen Post unserer Initiative DRESDENPostkolonial zum Auftritt der Kabarettistin Lisa Eckhart auf der Freilichtbühne Großer Garten.
Ein Gastbeitrag von DRESDENpostkolonial
Darin schreiben wir, dass Eckhart sich in ihrem Bühnenprogramm rassistischer, antisemitischer, sexistischer sowie queerfeindlicher Bilder und Stereotypen bedient und diese reproduziert. Veranstalter*innen, die solchen Inhalten Raum geben, zeigen sich mitverantwortlich für das Fortbestehen und die Normalisierung systematischer Diskriminierungen. Aus diesen Gründen forderten wir in unserem Artikel die Ausladung. Oliver Reinhard bringt diesen Post mit der US-amerikanisch geprägten „Cancel Culture“ in Verbindung, einer Protestform, die laut Reinhard „mehr ist, als das Äußern von Kritik oder das Orchestrieren von Shitstorms, um politisch missliebige Leute einzuschüchtern“. DRESDENPostkolonial besteht also aus „radikalen Cancelern“ die Künstler*innen „leichtfertig stigmatisieren“.
Das Aufkommen und die Nutzung dieses Begriffes kommt nicht zufällig zur heutigen Zeit. Die weiße Mehrheitsgesellschaft wird sich ihrer Rassismen bewusst oder vielmehr werden sie ihr bewusst gemacht. Sie kommt heute nur schwer umhin zu realisieren, wie Sprache oder Witze an sich gewaltvoll sein können aber auch körperliche Gewalt zur Folge haben. Anstatt sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen, wird diese Realität reflexartig ausgeblendet und der Diskurs verschoben: weg von den eigentlichen Inhalten, dem Versuch Rassismus, Sexismus und Klassismus als Lebensrealität anzuerkennen und die Gesellschaftsstrukturen aufzubrechen, hin zu dem oft gehörten: Was darf ich eigentlich noch sagen?
Gute Frage – Lisa Eckhart sagt dazu, sie „stehe immer auf der Seite des Humors“. Eine weiße Person, so der Eindruck, kann sich anscheinend breiter Unterstützung sicher sein. Ein satirischen Text zur Polizei von Hengameh Yaghoobifarah hingegen führt nicht nur zu einer hitzigen öffentlichen Debatte, sondern bringt der Journalistin Anzeigen der deutschen Polizeigewerkschaften DPolG und GdP wegen Volksverhetzung (!) ein, selbst Bundesinnenminister Seehofer denkt kurz daran, aus einem satirischen Text eine Staatsaffäre mit juristischer Klärung zu machen. Augenscheinlich liegt die gesellschaftliche Akzeptanz von Satire weniger in der Kunstform, sondern vielmehr darin, wer in ihr karikiert wird.
Lisa Eckhart sagt auch, dass es bei gewissen „Reizworten“ „klassisch konditionierte Reflexe“ gäbe. Wir stellen dagegen, dass es „klassisch konditionierte Reflexe“ der weißen Mehrheitsbevölkerung gibt, wenn es um die Thematisierung von Privilegien und Diskriminierung geht. Diese Reflexe finden zum Beispiel ihre Prägung im Begriff der „Cancel Culture“ aber auch dem von Lisa Eckhardt genutzten Begriffs des „Gutunmenschen“ (Pegida lässt grüßen). Sie findet sich aber auch in der übermäßigen Reaktion auf den Social Media Post einer kleinen ehrenamtliche Gruppierung mit knapp 500 Follower*innen. So einfach gestaltet sich manchmal der Sprung in die größte Zeitung der Weltstadt Dresden.
Abschließend kann gesagt werden, dass „Cancel Culture“ ein Kampfbegriff verunsicherter Menschen ist, die um kollektive weiße Privilegien bangen und Diskussionen über Rassismus und Diskriminierung in einem ihnen angenehmen Rahmen halten wollen. Wir empfinden diese Diskussion um den Begriff der „Cancel Culture“ als Farce und positionieren uns klar gegen die damit einhergehende Täter*innen- Opfer Umkehr. Es überrascht uns dabei allerdings nicht, dass gerade in der Sächsischen Zeitung wiederholt solchen Diskursen Raum geboten wird.
Veröffentlicht am 19. August 2020 um 18:46 Uhr von Redaktion in Kultur
Until 2012 in Congo 5.400.000 people got slaughtered and since then – surprise, surprise – body count just stopped.
Without killing them a smartphone would cost like a Ferrari and so nobody would have one except some rich creeps.
The even more crazy thing, this is happening in Congo, again! – the same shit like 100 years ago for the rubber-industry, this time for the imperialist Uber-population of the Smart Scum.
King Leopold II killed 15 million for gum, the 1st world scum killed 15 million for their senseless decadent luxury-toys, which was invented by the army.
Genocide is brutal racism by for capitalism lobotomized drones
– collectives of live-sentenced anarchists in Greek prisons
Seid Ihr sicher, dass Ihr hier die Richtige angreift?
Ich verstehe Lisa Eckart so, dass sie einfach nur mit anderen Mitteln gegen Rassismus und dumme Klischees und dummes Verhalten kämpft. Sie macht das jedoch nicht, indem sie mit „Gegen Nazis“-Shirts rumläuft oder Flyer verteilt oder Aufkleber klebt (oder …), sondern indem sie die ihr gegebenen sprachlichen und künstlerischen Mittel intensiv und (meiner Meinung nach auch sehr gekonnt) einsetzt.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mal versucht, ihre Auftritte unter diesem Blickwinkel anzusehen und zu verstehen. Ich denke, Ihr und Lisa Eckart steht eigentlich auf der gleichen Seite im Kampf gegen Rassismus und Dummheit! Für mich ist es ein Trauerspiel, wenn Menschen mit den gleichen unterstützenswerten Zielen sich darüber zerfleischen, was denn der „richtige“ Weg zum Ziel ist. Oder wenn sie ihre unterschiedlichen Wege (die ja auch unterschiedliche Zielgruppen ansprechen können!) anfeinden. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch Menschen gibt, die Euren Weg z.T. für kontraproduktiv im Kampf gegen Rassismus und Dummheit halten.
Spaltet bitte nicht den Widerstand gegen Rassismus! Liebe Grüsse