Identitäre Sommertour floppt auf ganzer Linie
20. August 2020 - 11:48 Uhr
Mit einer sogenannten Sommertour unter dem Motto „Unser Büro ist die Straße – ein Monat, 100 Städte“ wollte sich die Identitäre Bewegung (IB) wieder ins Gespräch bringen. Zuvor war kaum noch etwas von der sich selbst einst als „größte Jugendbewegung“ Deutschlands bezeichnenden Gruppierung zu hören. Spätestens mit den Löschungen aus sozialen Netzwerken wurden ihnen gerade die reichweitenstarken Plattformen genommen, auf denen sie sich zuvor medial präsentieren konnten. Ihr Ziel, mit der Sommertour wieder eine Straßenpräsenz herzustellen, scheiterte zumindest im Sachsen bisher kläglich. Nicht ein einziger, der für das zurückliegenden Wochenenden angekündigten Infostände konnte durchgeführt werden.
Man merkt Maximilian Thorn schon ein wenig die Verzweiflung an, als er über die Löschung der Kanäle der Identitären auf Instagram, Facebook und des „Riesen Youtubekanals von Martin Sellner“ spricht. „Die Ausgangslage ist reichlich bescheiden“, zieht Thorn als Fazit. Laut eines Artikel der Initiative „Druckmachen“ gehört Maximilian Thorn zu den Führungsfiguren des Identitären Bautzner Ableger „Altstadtrevolte“.
Mit dem Einzug Paul Neumanns in den Stadtrat der ostsächsischen Stadt, ist es auch um die ehemalige Hochburg der Identitären ruhig geworden. Unlängst musste sich Maximilian Thorn wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vor dem Amtsgericht in Bautzen verantworten und wurde dort zu einer Geldstrafe in einer Höhe von 40 Tagessätzen verurteilt. Der 22-Jährige Student legte daraufhin gegen das Urteil Revision ein.
Thorn wollte jetzt mit Infoständen durch Sachsen touren. An zwei Wochenenden sollten insgesamt acht Stände in sächsischen Kleinstädten durchgeführt werden. Doch schon am ersten Wochenende scheint das Vorhaben gescheitert zu sein. Nicht nur, dass die handvoll Identitäre auf der zweiten Station in Görlitz am vergangenen Freitagmittag vom Regen überrascht wurden, machte ihnen auch das Ordnungsamt einen Strich durch die Rechnung. Kleinlaut musste Thorn mit den Worten „Blöd gelaufen“ erklären, dass er die notwendige „Sondernutzungsgenehmigung“ nicht eingeholt hatte. So war bereits nach wenigen Minuten wieder Schluss und die Gruppe musste einpacken. Auch in den anderen Städten erwartete Thorn und seine Mitstreiter:innen das gleiche Schicksal. Selbst an der Talsperre unweit von Bautzen durfte kein Stand aufgebaut werden, so dass aus der geplanten „Tour“ letztlich nicht viel mehr als einige wenige verteilte Flyer übrig blieb.
Um der bundesweiten Bedeutungslosigkeit zu entfliehen, hatte die IB eine sogenannte Sommertour ausgerufen. Selbsterklärtes Ziel war es, innerhalb eines Monats in 100 Städten Infostände durchzuführen. Auf der extra dafür eingerichteten Internetseite wurde eine Deutschlandkarte dargestellt, die am Ende der Tour gelb gefärbt sein sollte. Jedoch scheinen die Identitären an ihren eigenen Erwartungen zu scheitern. Zum jetzigen Zeitpunkt führten sie gerade einmal sechs Infostände durch, welche meistens nicht länger als eine Stunde dauerten und eher der medialen Inszenierung dienten. Im oberpfälzischen Cham störten spontan Anwohner:innen das Schauspiel der Identitären, so dass diese still und heimlich wieder abreisen mussten.
Am kommenden Wochenende wurde weitere Infostände in Zwickau, Chemnitz, Hoyerswerda und Boxberg angekündigt. Es bleibt abzuwarten, ob Maximilian Thorn und dessen Gefolge nach den Misserfolgen des vergangenen Wochenendes überhaupt auftauchen werden und die benötigten Sondernutzungsgenehmigungen eingeholt haben. Lokale Antifaschist:innen scheinen zumindest schon informiert zu sein und könnten den Identitären zumindest hierzulande endgültig die Lust nehmen.
Veröffentlicht am 20. August 2020 um 11:48 Uhr von Redaktion in Nazis