Nazigedenken in Niederkaina
25. April 2019 - 13:54 Uhr - Eine Ergänzung
Nicht nur in der Dresdner Neustadt versammelten sich über das verlängerte Wochenende Nazis. Auch in dem zu Bautzen gehörenden Stadtteil Niederkaina führten am 22. April mehrere dutzend Nazis eine Gedenkveranstaltung durch. Dort erinnert eine Gedenkplakette daran, dass während der letzten Kriegstage die 1. Ukrainische Front 195 Jungsturmsoldaten in eine Scheune getrieben und diese anschließend in Brand gesetzt haben soll
Laut der rechten Facebookseite Balaclava Graphics, nahmen über 100 Nazis an dem Gedenken teil. Ein Video, welches noch am gleichen Abend auf einem gleichnamigen Youtube-Kanal verbreitet wurde, war schon wenige Stunden später gesperrt, so dass es nicht möglich ist, die tatsächliche Zahl der Beteiligten zu überprüfen. Bereits am 19. April war mit einem Video und einer Infonummer für die Veranstaltung geworben worden. Es ist daher anzunehmen, dass die Veranstaltung ohne offizielle Anmeldung durchgeführt wurde. Die zuständige Polizeidirektion Görlitz hat bis zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Presseinformationen zu dem Sachverhalt herausgegeben.
Die in Niederkaina angebrachte Gedenktafel wurde nicht zum ersten Mal als Ort eines geschichtsrevisionistischen Gedenkens genutzt. Bereits 2009 berichtete das Antifa Recherche Team Dresden über zwei Gedenkveranstaltungen im April. Sowohl die rechte Kleinstpartei DSU, als auch die so genannten „Freien Kräfte“ führten unabhängig jeweils eine Kranzniederlegung durch. Bei ersterer beteiligten sich auch lokale NPD-Funktionäre. Zu den letzten Jahren lassen sich ebenfalls mehrere Videos finden, die belegen, dass die Gedenkveranstaltung in Niederkaina zum festen Anziehungspunkt der rechten Szene in der Region Oberlausitz geworden ist.
Im vergangenen Jahr war parallel zum rechten „Schild und Schwert“-Festival in Ostritz die Gedenkplakette von Unbekannten zerstört worden. In einem Bekennerschreiben auf dem Internetportal Indymedia kritisierten die Verfasser das offizielle Gedenken der Stadt Bautzen an das Ereignis vor 79 Jahren und dem Umgang mit Nazis in der Region: „Auszeichnung werden an Antisemit*innen vergeben (Echo 2018), in Ostritz wird Adolf Hitlers Geburtstag groß gefeiert (Schild und Schwert). Aber zu Yom haShoah dem Gedenken für die ermordeten Jüdinnen und Juden fällt dem Täter*innen-Land nichts ein.“ heißt es dazu ihm Schreiben auf Indymedia. Auf Initiative von lokalen Unternehmern wurde die Gedenktafel mittlerweile wieder erneuert. Auch das städtische Gedenken fand in diesem Jahr im gewohnten Rahmen statt.
Veröffentlicht am 25. April 2019 um 13:54 Uhr von Redaktion in Nazis