Antilopen in Freital
26. Juni 2015 - 13:16 Uhr
Angesichts der turbulenten letzten Tage hat in Freital die Organisation für Weltoffenheit und Toleranz für heute um 18 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor der von Asylsuchenden bewohnten Unterkunft aufgerufen. Als besonderes Highlight der vom Bündnis „Dresden Nazifrei“ und dem Netzwerk „Dresden für Alle“ ebenfalls unterstützten Veranstaltung, ist ein vor dem Heim geplantes Konzert der bekannten Düsseldorfer HipHop-Band Antilopen Gang. Eric Hattke zeigte sich überzeugt davon, dass die Veranstaltung ein Erfolg werden wird: „Wir sind stolz auf die ehrenamtlichen Unterstützer, die sich derzeit in Freital engagieren. Gerade in der jetzigen Zeit braucht es solch ein mutiges Engagement. Rechtes Gedankengut darf nicht widerspruchsfrei hingenommen werden.“ Auch das an den Vorbereitungen beteiligte Bündnis „Dresden Nazifrei“ zeigte sich solidarisch und rief dazu auf, am heutigen Tag erneut Rassistinnen und Rassisten gemeinsam entgegenzutreten. Derzeit versuchen Initiativen vor Ort Spenden für die im Heim untergebrachten Menschen zu sammeln. Wer sie dabei unterstützen möchte, sollte sich bitte mit dem Freitaler Willkommensbündnis in Verbindung setzen.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Ereignisse in Freital nach der Ankunft neuer Gruppen von asylsuchenden Menschen überschlagen. Am Dienstag war es bei der Abreise von Unterstützerinnen und Unterstützern zu mehreren rechten Übergriffen gekommen. Nachdem das Thema anschließend auch von der bundesweiten Presse aufgegriffen wurde und die Polizei im Unterschied zum Beginn dieser Woche, sichtbar mehr Präsenz vor Ort zeigte, blieb es in den vergangenen Tagen abgesehen von Flaschenwürfen und Pöbeleien verhältnismäßig ruhig. Nach der laut gewordenen Kritik an der Landesregierung hatte sich gestern Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) medienwirksam nach Freital begeben und sich für eine „menschenwürdige Unterbringung und eines fairen Asylverfahrens“ ausgesprochen. Die in den letzten Wochen und Monaten laut gewordenen Drohungen gegen Bürgermeister, Landräte und jene Menschen, die sich für geflüchtete Menschen engagieren, bezeichnete er als „völlig inakzeptabel“.
Schon seit etlichen Monaten protestieren in Freital Menschen gegen eine Unterbringung von Asylsuchenden in der Kleinstadt unweit von Dresden. Während sich zu Beginn noch fast 2.000 Menschen an den rassistischen Protesten beteiligten, nahm die Zahl in den letzten Wochen kontinuierlich ab. Erst als zu Wochenbeginn die Entscheidung der Landesdirektion bekannt wurde, dass in dem ehemaligen Hotel vorübergehend weitere Asylsuchende untergebracht werden sollen, nahmen die Proteste wieder zu. Auf Grund der Polizeipräsenz beließen es die in Hochzeiten rund 150 Menschen dabei, Bier zu trinken und neu ankommende Menschen mit rassistischen Parolen zu begrüßen. Vorläufige Höhepunkte der Proteste waren eine Schlägerei untereinander, bei der eine Person durch einen Kopfstoß verletzt wurde, sowie ein Hitlergruß, welcher anders als zu früheren Anlässen von den anwesenden Polizeibeamten immerhin geahndet wurde.
Veröffentlicht am 26. Juni 2015 um 13:16 Uhr von Redaktion in Antifa, Kultur