NPD-Veranstaltung in der ostsächsischen Provinz
18. Oktober 2012 - 09:54 Uhr - Eine Ergänzung
Ein Gastbeitrag aus Ostsachsen
Als „Große NPD-Saalveranstaltung im Landkreis Bautzen mit Mario Löffler, Olaf Rose und dem Liedermacher Fylgien“ bezeichnet die NPD selbst ihre Veranstaltung, die am 12. Oktober 2012 stattgefunden hat und für die schon vor einigen Wochen die NPD-Stadträtin Antje Hiekisch in einem sozialen Netzwerk die Werbetrommel gerührt hatte. Wie es für die Partei mittlerweile üblich ist, wurde um den Veranstaltungsort zu dem NPD-Mitglieder über Emailverteiler eingeladen worden waren, bis zuletzt ein Geheimnis gemacht. Dennoch gelang es dem „Antifaschistischen Rechercheteam Ostsachsen“ im Vorfeld den Vorabtreffpunkt an einer Tankstelle in Ebendörfel in Erfahrung zu bringen. Vom Treffpunkt waren es gerade einmal etwa vier Kilometer bis zum Veranstaltungsobjekt, dem „Erbgericht-Eulowitz“. Der Gasthof befindet sich auf der Hauptstraße 8 in Eulowitz, einem Ortsteil von Großpostwitz. Seit dem August 2011 betreibt Tilo Hamann gemeinsam mit seiner Frau Manuela das „gemütliche Restaurant“ mit Pension und einem Fest- und Tanzsaal für bis zu 200 Menschen. Nach bisherigen Kenntnisstand führte die NPD zum ersten Mal in diesem Objekt etwas sieben Kilometer südlich von Bautzen eine Veranstaltung durch.
Etwa 50 Menschen hörten dem neuen zu Beginn des Jahres in Ostritz gewählten NPD-Landesvorsitzenden Mario Löffler dabei zu, wie er über das Problem des Bevölkerungsrückgangs im Landkreis Bautzen berichtete und die kühne These in den Raum warf, dass in Zukunft mit einem weiteren Rückgang bei den Geburtenzahlen zu rechnen sei. Im Anschluss an seinen Vortrag versuchte Olaf Rose das Geschichtsbild der Anwesenden zu bedienen, indem er sich zu der in seinen Augen begangenen „Geschichtsfälschung“ äußerte, die andere wahrscheinlich eher als Geschichtsrevisionismus bezeichnen würden. Der Abend endete mit einem musikalischen Beitrag des Berliner „Liedermachers“ Sebastian Döhring, der unter dem Pseudonym „Fylgien“ auftritt und als Parteimitglied am 18. September 2011 erfolglos für einen Sitz im Berliner Abgeordnetenhaus kandidierte. Außerdem beteiligte er sich in der Vergangenheit an der Schulhof-CD der NPD in Berlin.
Nachdem zuvor in einem sozialen Netzwerk 13 Menschen für die Veranstaltung zugesagt, dürften es vor Ort etwa 50 Personen gewesen sein. Neben der Zittauer NPD-Stadträtin hatte ebenfalls Sandro Gutsche zugesagt. Dieser war am 2. Oktober 2010 zu 16 Monate Gefängnis auf Bewährung wegen Beihilfe zu einem Brandanschlag auf ein von Asylsuchenden bewohnten Heim in Oppach verurteilt worden. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der „Großen NPD-Saalveranstaltung“ lässt darauf schließen, dass der Zustand der Partei im Stammland Sachsen inzwischen katastrophal ist. Dies deckt sich mit der Einschätzung des demokratiepolitischen Sprechers der Grünen im Sächsischen Landtag, Miro Jennerjahn, der erst kürzlich festgesellt hatte: „Auch wenn die NPD im Bundesvergleich in Sachsen nach wie vor stark ist, so steckt sie doch in der Krise. Mitgliederschwund und Mobilisierungsprobleme insbesondere bei jüngeren Menschen, machen der NPD sichtlich zu schaffen.“.
Veröffentlicht am 18. Oktober 2012 um 09:54 Uhr von Redaktion in Nazis