Antifa | News

Kurze Zusammenfassung des 14. Februars

15. Februar 2009 - 13:20 Uhr - 6 Ergänzungen

Die Antifamobilisierung erreichte am 14. Februar mit nach Polizeiangaben 3.500 TeilnehmerInnen einen vorläufigen Höhepunkt. (Bilder der Antifademo 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6) Kurz vor dem eigentlichen Ende der Demonstration griffen immer wieder vermummte Prügeleinheiten der Polizei die Bündnis-Demonstration an und verletzten dutzende Leute zum Teil schwer. Wahllos griffen sie völlig unverhältnismäßig auch nach Demoende hinter dem Kulturpalast und auf der Carolabrücke vermeintliche TeilnehmerInnen an. Insgesamt wurden 86 Personen in Gewahrsam genommen.
Die beachtliche Zahl von GegendemonstrantInnen kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Nazis völlig ungestört demonstrieren konnten.

Die Nazis (Bilder der Nazidemo 1 | 2 | 3 | 4) liefen nahezu ohne Polizeibegleitung auf einem von den Dresdner Ordnungsbehörden vorgeschlagenen „Trauermarsch“ vom Hauptbahnhof direkt durch die Innenstadt. Vermummte Nazigruppen regelten den Verkehr und versuchten immer wieder Journalisten anzugreifen. Auf Transparenten (1 | 2 | 3) verglichen sie wie in den vergangenen Jahren die Bombardierung Dresdens mit dem Holocaust ohne dass die Polizei das zum Anlass genommen hat, einzuschreiten.

Die Dimension des Naziaufmarsches war mit mehr als 6.000 TeilnehmerInnen aus ganz Europa noch größer als zum 60. Jahrestag der Bombardierung 2005. Dank der Entscheidungen der Dresdner Ordnungsbehörden war ein Protest am Rande des Aufmarsches fast unmöglich. Der Aufmarsch ohne Polizeibegleitung und die genehmigte prestigeträchtige Route war ein deutliches Zeichen für die Nazis, mit welchem behördlichen Widerstand sie auch im kommenden Jahr in Dresden zu rechnen haben.

Auf den drei „Geh-Denken“ -Demonstrationen des zivilgesellschaftlichen Spektrums kamen mit 7.500 weit weniger Menschen als von den VeranstalterInnen im Vorfeld erwartet wurden. In Sternenformation liefen sie begleitet von bundesdeutscher Politprominenz weitab des Europaweit größten Naziaufmarsches durch die Dresdner Altstadt.

Die Polizei fiel durch extrem aggressives und provokatives Verhalten ausschließlich gegenüber TeilnehmerInnen der Antifa-Demonstration auf. Völlig willkürlich wurden während des Tages immer wieder einzelne vermeintliche TeilnehmerInnen aus Gruppen herausgezogen und verprügelt, während die Nazis sogar polizeiliche Aufgaben übernehmen durften.

Video von Spiegel Online zum 14. Februar:


Veröffentlicht am 15. Februar 2009 um 13:20 Uhr von Redaktion in Antifa, News

Ergänzungen

  • Ich war den ganzen Tag dort (2009) bei beiden Demos unterwegs. Ich lief hin und her den ganzen Tag und habe versucht, möglichst viel mitzubekommen. Ich kann natürlich nicht immer überall gewesen sein. Es kann gut sein, dass das eine oder andere mir entgangen ist. Mein Eindrück war jedoch:

    – Ich habe nichts beobachtet, was gegen die Polizei spricht. Ich habe sie nur sehr zurückhaltend gesehen. Ich konnte mich frei und überall bewegen und wurde weder von Polizei noch von irgend welchen anderen Ordnungshütern in irgend einer Weise behindert. Die Berichte über Polizeiwillkür und Gewalt sind meines Erachtens maßlos überzogen oder erfunden. Wenn es vorkam, dann vermutlich punktuell und provoziert.

    – Ich stand direkt vor einigen Dutzend dieser Nazi-Transparenten und habe Fotos und Filme gemacht. Ich habe sehr viele Aufnahmen von der Nazi-Demo gemacht, mal aus der Nähe, mal mit mehr Abstand. Andere haben das Gleiche getan. Ich bekam einmal eine Hand vor der Kamera. Ansonsten wurde ich in Ruhe gelassen. Von Angriffen auf Journalisten war nichts zu sehen. Es mag irgendwo vorgekommen sein, aber ich habe es nicht gesehen und in der Tagespresse auch nichts darüber gelesen.

    – Die rechte Behauptung, ihr Anliegen sei ein „Trauermarsch“ und, dass das Trauern irgendwie „verboten“ sei oder nicht erwünscht, war natürlich lächerlich. Ihre Plakate waren ausnahmslos politischen Charakters und provozierten bewußt mit einem Duktus und Symbolik, die möglichst nah an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft herankommt, ohne sich direkt strafbar zu machen.

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