186 rechtsmotivierte und rassistische Angriffe im Jahr 2011
5. März 2012 - 17:28 Uhr - 6 Ergänzungen
In einer von der Opferberatung des RAA Sachsen e.V. herausgegebenen Pressemitteilung wurden Zahlen zu rechtsmotivierten und rassistischen Übergriffen im vergangenen Jahr veröffentlicht. Demnach verzeichneten die Beratungsstellen in Sachsen insgesamt 186 Gewalttaten, bei denen ein rechtes Motiv eine Rolle gespielt hat. Damit sank die Zahl gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20 Prozent. In der Statistik werden ausschließlich Gewaltdelikte und keine Propaganda- oder Beleidigungsdelikte erfasst.
Bei mehr als 50% der Straftaten lagen Körperverletzungsdelikte vor, gefolgt von 60 Fällen bei denen das Tatmotiv Nötigung oder Bedrohung gewesen sei. Gegenüber 2010 sei die Zahl der Brandstiftungen von 17 auf nunmehr 3 stark zurückgegangen. Sachsenweit wurden vor allem nichtrechte und alternative Jugendliche (63) und Menschen aus rassistischen Motiven (53) zum Ziel rechter Angriffe. In mindestens 23 Fällen richteten sich die Angriffe gezielt gegen Menschen, die sich zuvor gegen Neonazis oder Rassismus engagiert hätten.
Grit Armonies, die Projektkoordinatorin der Opferberatungsstellen des RAA Sachsen e.V. wies darauf hin, dass von einer „hohen Dunkelziffer“ auszugehen sei, da mit nicht einmal zwei BeraterInnen in jeder Landesdirektion keine „regelmäßige Präsenz und Ansprechbarkeit vor Ort“ gewährleistet werden könne. Der Schwerpunkt der Angriffe lag wie schon im vergangenen Jahr auf den beiden Großstädte Dresden (40) und Leipzig (36), gefolgt vom Landkreis Mittelsachsen (19).
Im dritten Jahr in Folge forderte rechte Gewalt in Sachsen allem Anschein nach ein Todesopfer. So wurde am 27. Mai der Wohnungslose André K. am Bahnhof der Oschatzer Kleinbahn “Wilder Robert” von mehreren Männern so schwer verletzt, dass er fünf Tage später in einem Leipziger Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlag. Nach bisherigen Informationen zu Tathergang und Tätern gibt es Hinweise darauf, dass André K. aufgrund sozialdarwinistischer Einstellungen sterben musste.
Andrea Hübler kündigte angesichts der „erschreckenden Blindheit“ der Ermittler im Fall des jahrelang ungestört mordenden Nationalsozialistischen Untergrunds an, der Sicht der Ermittlungsbehörden auf rechtsmotivierte Taten als Opferberatung „eine andere Perspektive entgegen zu setzen“.
Die umfangreiche Jahresstatistik der sächsischen Opferberatungsstellen lässt sich hier downloaden.
Veröffentlicht am 5. März 2012 um 17:28 Uhr von Redaktion in Nazis